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WOW – Die World of Wine in Porto

WOW World of Wine

Je länger ich in Portugal lebe, desto mehr schätze ich, was das Land bietet – es ist so viel mehr als Sonne und Strand. Portugal hat ausgezeichnete Weine, ansprechendes Kunsthandwerk, jahrhundertealte Monumente und modern gestaltete Museen. Und ich bin immer wieder fasziniert, wie es hier gelingt, Tradition und Modernes zu verbinden.
So zum Beispiel in der 2020 eröffneten World of Wine, wo auf einem verlassenen Gelände in leerstehenden Lagerhallen ein Komplex mit neun Restaurants und sieben Museen entstand.

Früher verlangte das Gesetz, dass Portwein im Ort Gaia gelagert werden musste. Nach der Aufhebung des Gesetzes konnte Portwein auch anderswo gelagert werden. Und so standen die alten Lagerhallen in Gaia leer und verfielen.
Dabei ist der Ort eine der schönsten Stellen am Douro: Vom Südufer aus hat man einen tollen Blick auf die Altstadt von Porto. Die Ribeira – die Flaniermeile am Nordufer – liegt direkt gegenüber. Auf dem Douro fahren Ausflugsschiffe. Und am Ufer dümpeln die Barcos Rabelos, die Boote, mit denen früher der Portwein transportiert wurde.
Für die WOW wurden diese Hallen restauriert, und das verlassene Viertel erwachte zu neuem Leben, in dem es um viel mehr geht als um Wein.

Blick von der WOW auf die Altstadt
Blick von der WOW auf die Altstadt

Ich sitze an einem heißen Tag Anfang August in der angenehm kühlen Cafeteria Suspiro im Foyer der Eingangshalle und überlege: Womit anfangen?
Es ist klar, dass ich nicht alles auf einmal sehen kann. Ich muss mich entscheiden. Also, was reizt mich am meisten?
Sollte ich nicht im World of Wine als erstes in „The Wine Experience“ gehen, wo ich alles über Weinproduktion erfahre? Oder wenigstens in den „Pink Palace“, die Ausstellung über Roséwein? Aber die anderen Ausstellungen sind auch reizvoll…
Ich entscheide mich für „Planet Cork“ und das „Porto Fashion & Fabric Museum“, und fange mit dem Mode-Museum an.

Para criar, ser livre

(dt.= Kreativität braucht Freiheit, Schautafel im Fabric & Fashion Museum)
Ein Stoff- & Mode-Museum in Porto? Aber ja, Porto ist eine Textil- und Modestadt, und seit 2013 gibt es die Porto Fashion Week. Das Museum zeigt modern gestaltete Ausstellungen über die Textil- und Lederproduktion in Nordportugal, vom Naturprodukt zur fertigen Kleidung und Schuhen.
In einer Vitrine sind alte Fotos ausgestellt, mit handgeschriebenen Texten auf Englisch und Portugiesisch. Ein Film zeigt die Arbeitsbedingungen der Fabrikarbeiter früher.

Eine junge Museumsangestellte spricht mich auf Englisch an. Sie erzählt mir, dass die Lehrlinge oft mit elf Jahren anfingen zu arbeiten, manche sogar schon mit neun oder zehn. Sie verdienten so gut wie nichts. In der Mittagspause spielte manchmal jemand auf einem Akkordeon, dazu wurde getanzt.
In weiteren Räumen wird Mode von portugiesischen Designern gezeigt. Ich könnte hier stundenlang weiter stöbern, die Schuhproduktion genauer ansehen, die Produktion von Baumwolle, Leinen und Leder … Aber es wird Zeit für „Planet Cork“.

Nenhuma àrvore dá mais exigindo tão pouco

(dt.= kein Baum gibt so viel und verlangt so wenig, Agronom Prof. Viera Natividade, 1950)
Ich gehe zurück über die weitläufige Anlage und betrete die Welt des Korks. Portugal hat ein Drittel der weltweiten Korkwälder, und die Hälfte der weltweiten Korkproduktion.
Ich sitze auf der Bank vor dem großen Wandbild mit Montado, wie der Korkwald auf portugiesisch heißt. Und schon befinde ich mich im Alentejo, aus dem Lautsprecher kommt Cante Alentejano, der Gesang der Arbeiter im Alentejo. Seit 2014 gehört der Cante Alentejano zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit der UNESCO.
Dazu die Geräusche des Korkwaldes: das Singen der Vögel, das Schnattern von Gänsen, das Muhen der Kühe.

Korkeiche im Planet Cork
Korkeiche im Planet Cork

An einer anderen Stelle steht ein Bildschirm mit einem lebensgroßen Korkarbeiter. Er fragt mich, was ich über Kork wissen will. Er macht es so hartnäckig, dass ich dann doch mittels interaktivem Bildschirm Fragen stelle. Die Verwendungsmöglichkeiten für Kork sind fast unendlich. Isoliermaterial, Kleidung, Accessoires. Es gibt sogar künstlichen grünen Rasen mit Kork, einsetzbar auf Fußballfeldern und von der Fifa genehmigt.

Portwein und Schokolade

Das nächste Mal werde ich in den „Pink Palace“ gehen, und mich über Rosé informieren. Und in „The Chocolate Story“, um alles über Schokolade zu erfahren. Was Porto mit Schokolade zu tun hat? Nun, Portwein und Schokolade sind eine geradezu perfekte Kombination! Und natürlich haben Kakaobohnen mit dem Zeitalter der Entdeckungen zu tun, mit dem Handel mit Brasilien, mit Portugal als Weltmacht im 15. Jahrhundert.
Bleiben noch zwei Ausstellungen: „Porto Region Across the Ages“, die Geschichte der Region um Porto. Schließlich liegt hier die Wurzel Portugals, von hier aus eroberte Alfons der Erste Portugal. Und „The Bridge Collection“ – eine Sammlung von Trinkgefäßen durch die Jahrhunderte.

Als Abschluss bietet sich der Besuch in einem der Restaurants an. In der WOW gibt es sogar ein sehr gutes vegetarisches Restaurant, das „Root & Wine“, in dem es auch einige vegane Gerichte gibt. Im „T&C“ dagegen gibt es die Francesinhas, Toast mit Fleisch und Schinken, Käse und Soße. Dieses Gericht und die Tripas, die Kutteln, sind die typischen Gerichte von Porto. Aber bei meinem nächsten Besuch werde ich im „V.P.“ ganz unportugiesisch Ovos Benedict essen – denn das ist ja das Besondere in Portugal. Die Traditionen werden erhalten, aber Neues mit dazu aufgenommen.

Ausblick auf den zentralen Platz der WOW
Ausblick auf den zentralen Platz der WOW

Anfahrt:
zu Fuß: über die obere Trasse der Ponte S. Luis
mit der Metro: Stationen General Torres oder Jardim do Morro
mit dem Auto: im WOW gibt es ein Parkhaus

Eintritt: ab 17 € pro Museum, Kinder die Hälfte, Familienkarte 45 €
für mehrere Museen gestaffelte Ermäßigungen
Weitere Infos auf wow.pt/de

OLIMAR Tipp

Bei OLIMAR können Sie für jeden Geschmack die passende Unterkunft dazu finden, zum Beispiel das renommierte Design Hotel PortoBay Teatro im Herzen der Innenstadt das früher tatsächlich ein Theater war. Das quirlige Ribeira-Viertel am Flussufer ist hier nur eine knappe Viertelstunde Fußweg entfernt. Oder wie wäre es mit dem Porto Domus Hotel in ruhiger Innenstadtlage unmittelbar bei der Brücke Ponte Dom Luís I? Sie führt direkt zum gegenüberliegenden Ufer des Douro wo sich das WOW befindet. Außerdem empfehlen wir hier unsere 6-tägige Rundreise Dine & Wine im authentischen Landesinneren die in Porto startet. Nach einer Entdeckungstour in der Stadt des Portweins geht es über das Dourotal und das höchste Festlandsgebirge, die Serra da Estrela, bis in die weiten Ebenen des Alentejo. Die Unterkünfte bilden drei stilvolle Landhotels. Sehr zu empfehlen ist auch die Kreuzfahrt A-Rosa Genuss & Kultur auf dem Douro. Dabei wird nicht nur Porto als UNESCO-Weltkulturerbe anvisiert. Es warten viele weitere sehenswerte Stationen.

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