Unsere Autorin Christina Zacker lebt seit einigen Jahren im Hinterland der Algarve, im Monchique-Gebirge. Von dort schickt sie uns regelmäßig Geschichten, die uns zum Schmunzeln bringen und uns einen kurzweiligen Einblick in das portugiesische Leben und den Alltag dort geben. Diesmal verrät sie uns, wie Portugiesen Urlaub machen.
Die Zeitungsfrau am Quiosque gibt zwei Wochen vorher Bescheid: „Senhora, wir haben bald geschlossen – Urlaub!“ Der Postbote teilt ebenfalls mit: „Ab nächste Woche kommt dann ein Kollege – ich habe Urlaub!“ Genauso ist‘s beim Talho und im Café um die Ecke, wo ich meinen morgendlichen Meia de leite trinke. Natürlich frage ich freundlich nach: „Und wohin geht es denn?“ Die Antwort: „An die Algarve!“ Zumindest war das immer so, als ich noch im Großraum Lissabon wohnte.
Jetzt an der Algarve ist es allerdings nicht anders. Ich frage grinsend: „Und wo geht’s hin – an die Algarve?“ Zeitungsfrau und Postbote grinsen zurück und murmeln irgendetwas von Strand und Küste und natürlich Familie. Denn jeder weiß: Wenn der Portugiese urlaubt, dann tut er das in zwei Etappen. Eine davon an der Südküste, die andere „daheim“. Wobei „daheim“ auf dem eigenen Balkon bzw. am nächstgelegenen Strandabschnitt sein kann. Oder aber – wenn man von „auswärts“ zugezogen ist – eben das Heimatdorf, wo noch der Großteil der Familie und weitläufigen Verwandtschaft lebt, und deren Besuch jeden Sommer heilige Pflicht ist.
Portugiesen im Ausland kommen im Sommer zurück
Portugiesen im Ausland halten es ebenso: Die Ferien werden „daheim“ verbracht, und das ist selbstverständlich: Portugal. Deshalb machen sich Jahr für Jahr, Sommer für Sommer, hundertausende Portugiesen ab Ende Juli, spätestens aber im August auf den Weg – von Nord nach Süd, von Süd nach Nord. Als „schlimmste Zeit“ gilt die dritte Augustwoche: Da werden nämlich Standort und Quartier gewechselt; die erste portugiesische Urlaubswelle ist auf der Rückfahrt, die zweite kommt eben an der Algarve an. Kein Wunder also, dass im August in Portugal alles überfüllt ist. An den Stränden des Südens ebenso wie rings an um die großen Städte Lissabon und Porto.
Vor allem aus Frankreich reisen die Emigrantes an, denen man nachsagt, sie seien nicht nur arrogant gegenüber den „echten“ Einheimischen, sondern sie würden sich angeblich sogar extra für den Urlaub in der Heimat ein besonders tolles Auto mieten. Damit sie zeigen können, dass sie es in der Fremde zu etwas gebracht haben.
Portugiesen reisen nur selten ins Ausland
Übrigens leisten sich auch die einheimischen Portugiesen nur selten den Urlaub im Ausland, sondern sie bleiben in der Mehrzahl im Lande. Wenn man mal in die Fremde fährt, dann vielleicht nach Spanien, Großbritannien, Frankreich oder Italien. Tja, die Portugiesen wissen eben ganz genau: Ihr Land ist einfach das schönste der Welt. Es gibt einfach keinen Grund, woandershin zu fahren.
Und genau das bestätigen auch die Millionen Besucher, die jedes Jahr nach Portugal kommen.