Im August haben Waldbrände auf Madeira die gesamte Insel für einige Tage in Atem gehalten. Da die Situation in den deutschen Medien teils sehr verzögert und teils viel zu dramatisch dargestellt wurde, gebe ich nachfolgend einen Eindruck davon, wie die Lage sich vor Ort tatsächlich dargestellt hat und ob es überhaupt negative Folgen/Auswirkungen gibt, mit denen Urlauber auf Madeira nun zu rechnen haben (um es vorweg zu nehmen: nein!).
Bereits am 8. August wurde in den Nachrichten auf Madeira vom Ausbruch der ersten Feuer bei Funchal São Roque berichtet. Beim Joggen in Funchal am Abend sah man die ersten leichten Rauchwolken über die Berge ziehen. Noch fühlte man sich aber hier im Zentrum nicht bedroht, war man doch kleinere Brände im Sommer in den Bergen „gewohnt“. Es war schon seit Tagen unerträglich heiß – über 30° C – und zudem sehr windig. Man sagte mir, einmal im Jahr habe man hier diese „Saharahitze“, sodass dies nichts Ungewöhnliches zu sein schien.
Im Laufe des 9. Augusts spitzte sich die Nachrichtenlage und damit das ungute Gefühl zu. Bereits in der Nacht waren einige Kollegen recht unruhig, da teilweise Familienangehörige in den betroffenen Regionen leben. Die Wandbrände wurden durch immer heftigere Winde weiter angefacht und Richtung Funchal Monte getragen. Die Luft wurde gefühlt heißer, es roch nach Kaminfeuer und über den Bergen konnte man immer stärkere Rauchwolken erkennen. Auch das Atmen wurde etwas beschwerlicher.
Eine für Funchal dramatische Nacht
Abends in meinem Appartement stiegen meine Unruhe und Sorge. Inzwischen sah man immer bedrohlicher wirkende Rauchsäulen, die sich über die gesamte Stadt bis hin zum Meer zogen. Das Fenster musste ich geschlossen halten, denn die Luft war wie unmittelbar vor einem Kamin, man konnte schwer atmen, und das wo ich ca. 5 km vom Zentrum entfernt wohne. Meine Vermieterin versuchte mich zu beruhigen: wir seien hier direkt am Meer sicher! Doch auch ihr merkte man eine gewisse Unruhe an.
Die News im Radio klangen dramatisch und das lokale Fernsehprogramm zeigte Bilder von lodernden Feuern und Löschtrupps im Dauereinsatz. Auch ohne tiefergehende Portugiesischkenntnisse war mir klar: Die Lage ist dramatisch. An Schlaf war in dieser Nacht für mich vor Aufregung kaum zu denken, so saß auch ich zum ersten Mal im Leben auf einem kleinen, gepackten Koffer mit dem Nötigsten. Die ganze Nacht verfolgte ich die Nachrichten und die ersten Anrufe von Portugiesischen Freunden trafen ein. Die Lage in Funchal schien die Nachrichten zu dominieren.
Am nächsten Morgen im Büro erhielt ich von den madeirensischen Kollegen ein umfassendes, sehr erschreckendes Update über die Geschehnisse in der Nacht:
Das Feuer war bis auf wenige Kilometer an die Altstadt Funchals herangekommen. Viele Häuser sind vom Feuer zerstört worden, 3 Madeirenser sind in ihren Häusern ums Leben gekommen, hunderte Menschen mussten in Notunterkünfte evakuiert werden, darunter die Patienten gleich zweier Krankenhäuser. Gute Nachricht jedoch: Mittlerweile konnten alle Brandherde gelöscht bzw. unter Kontrolle gebracht werden. Nicht zuletzt dank Unterstützung von Feuerwehr-Gruppen vom Festland und von den Azoren.
Die meisten Evakuierungen waren reine Vorsichtsmaßnahmen, meist wegen der hohen Rauchentwicklung. Betroffene Häuser aus dem OLIMAR Programm waren das Castanheiro Hotel im Zentrum, die Quinta Jardins do Lago sowie weitere Hotels in Calheta. Ein einziges Hotel ist bedauerlicherweise tatsächlich vollkommen dem Feuer zum Opfer gefallen: Das phantastische 5-Sterne-Hotel Choupana Resort & Spa, nordöstlich Funchals in den Bergen gelegen, ist leider komplett zerstört worden.
Krisenmanagement bei OLIMAR vor Ort und in Köln
Glücklicherweise konnten sämtliche OLIMAR Gäste, die in einem der betroffenen Hotels untergebracht waren, rechtzeitig bzw. vorsorglich in alternative Unterkünfte umgebucht werden. Gäste, die von der Feuerwehr evakuiert wurden, wurden vorübergehen in einer Sporthalle oder anderen Hotels untergebracht, konnten aber schnell wieder (meist nach nur wenigen Stunden) in die o.g. Hotels zurückkehren. Die Kollegen der OLIMAR Gästebetreuung und auch die Hotel-Managements hatten in den vergangenen Stunden einen exzellenten Job gemacht und die Lage stets mit Ruhe und Umsicht versucht zu beurteilen und alles bestmöglich zu organisieren. Von betroffenen Kunden hörten wir bereits Lob, dass man sich gut um sie gekümmert habe.
Wichtig war nun, die aktuelle Lage der Waldbrände auf Madeira weiter genau zu beobachten und die Kollegen in Köln bestmöglich zu informieren. Denn natürlich liefen im dortigen Service Center und in der Reservierungsabteilung die Telefonleitungen heiß, da auch in deutschen Medien inzwischen mit dramatischen Bildern von den Waldbränden auf Madeira berichtet wurde. Kein Wunder also, dass sich nun auch OLIMAR Kunden um ihren anstehenden Urlaub sorgten. Und das, während sich die Situation vor Ort bereits wieder deutlich beruhigt hatte: Funchal galt bereits ab dem Vormittag, also nur wenige Stunden nach dem Auflodern der Brände, wieder als “frei von jeglicher Brandgefahr”. Und auch in den Bergen war bereits Entwarnung angesagt. Einzig im Hinterland von Calheta und Prazeres – weit entfernt von den Hotels – hielten einige Feuer weiterhin an.
Mein Job an diesem Tag bestand also fast ausschließlich aus Recherche der neuesten Nachrichten (inkl. einer Erkundungstour in Funchal und Umgebung), Umbuchungen einiger Kunden und regelmäßiger Statusabfrage in den betroffenen Hotels. Damit konnte ich stündlich einen detaillierten Bericht inklusive Fotos an das Krisenmanagement-Team bei OLIMAR in Köln weiter leiten. Dort war in der Zwischenzeit auf der Website eine Informationsseite speziell zu den Bränden auf Madeira und in Südeuropa (denn gleichzeitig brannte es auch auf La Palma, im Norden Spaniens und in Nordportugal) eingerichtet worden, über die sich Kunden und Reisebüropartner auf den aktuellen Stand der Dinge bringen konnten.
Parallel dazu kümmerten sich die Kollegen aus dem Serviceteam um die aktive Information der Kunden, die für die kommenden Tage eine Madeira-Reise gebucht hatten.
Madeira nach den Waldbränden – der touristische Alltag ist wieder da
Am nächsten Tag unternahm ich weitere “Erkundungsfahrten” über die Insel und stellte fest: Nicht nur in Funchal fand wieder ein weitgehend normaler, touristischer Alltag statt, sondern auch in Caniço, westlich der Hauptstadt, traf ich bestens gelaunte OLIMAR Gäste beim entspannten Frühstück auf der Pool-Terrasse an. In Calheta vergnügten sich die Urlauber bereits wieder mit Sonnenbaden und Schwimmen im Meer. Lediglich mit der Reinigung war man noch beschäftigt, denn der Ascheregen oberhalb Calhetas war noch sehr deutlich zu spüren.
Um genau diese Situation zu verdeutlichen, dass nämlich die Urlauber auf Madeira wieder eine herrliche Zeit auf der Insel verbringen, schoss ich erneut viele Fotos und konnte eine weitere deutliche Entwarnung an die Kollegen nach Köln geben.
Nichts desto trotz gab es jedoch weiterhin zwei Brandherde, die die Feuerwehr beschäftigten und die für heftige Rauchsäulen und die Sperrung einzelner Wanderwege und Straßen in den Bergen Madeiras sorgten. Auch diese habe ich auf meinen Fotos festgehalten, um sie auf der Infoseite von OLIMAR veröffentlichen zu lassen und ein umfassendes, realistisches Bild der Lage auf Madeira wiederzugeben.
Denn leider wurde in den deutschen Medien ein völlig falsches Bild dargestellt. Nach wie vor wurden dort – veraltete! – Bilder von brennenden Häusern und Menschen in Panik gezeigt. Die Verunsicherung der Kunden, die in den kommenden Wochen und sogar Monaten nach Madeira reisen wollten war daher weiterhin – völlig zu Unrecht – groß.
Heute, rund 10 Tage nach der verheerenden und in der Tat bedrohlichen Brand-Nacht auf Madeira kann ich, die vor Ort lebt, sagen: Es gibt keinen Grund, von einem Urlaub auf dieser wunderbaren Insel Abstand zu nehmen oder sich wegen der Waldbrände auf Madeira um den anstehenden Urlaub zu sorgen. Bis auf 1-2 Wanderwege in den Bergen sind sämtliche der typischen touristischen Aktivitäten wieder uneingeschränkt geöffnet und nutzbar. In der Innenstadt Funchals ist von den Bränden in den Berghängen nichts zu bemerken. Den Tropischen Garten habe ich mir 2 Tage später selbst angesehen und er ist üppig grün wie eh und je. Auch der Botanische Garten blieb weitestgehend unversehrt, bis auf einen kleinen Teil am Rande.
Einzig bei einer Fahrt mit der Seilbahn hoch nach Monte realisiert man, wie dramatisch die Situation für die Stadt Funchal in der Nacht auf den 10. August war: Man schwebt über einige Häuser, die deutliche Brandschäden erlitten haben. Hier habe ich realisiert, wo viel Glück ich hatte und welch Leid andere Menschen ertragen müssen.
Eindrücke von meiner Seilbahnfahrt von Funchal hoch nach Monte (ein Klick auf die Bilder vergrößert diese):
Aber diese Erfahrung hat auch positive Seiten! Der Zusammenhalt auf dieser kleinen Insel ist unwahrscheinlich groß! Nahezu jeder hat irgendeine Unterstützung geleistet, Geld, Kleidung, Lebensmittel zum Roten Kreuz gebracht. Einige Restaurants haben die Feuerwehr über Tage mit kostenfreien Mahlzeiten versorgt und dazu über die sozialen Medien Helfer erreicht, um die Mahlzeiten zuzubereiten. Am vergangenen Wochenende kamen tausende Einwohner im Zentrum zusammen, um den Feuerwehrleuten zu danken. Ein Gänsehautmoment! Madeira steht zusammen und alle sind sich einig: Die Insel ist genauso schön, blumenreich und liebens- sowie sehenswert wie zuvor!
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