Auf den zwei offiziell anerkannten Jakobswegen Portugals, dem »Caminho Português da Costa« und dem »Caminho Português Central«, trifft man Junge und Alte, Selbstoptimierer und Entschleunigte. Die meisten sind zu Fuß unterwegs, einige mit dem Rad. Neben Natur, Kultur, guter Küche und sich selbst finden sie vor allem eins: herzliche Gastfreundschaft.
Es gibt Leute, die machen es sich nicht leicht, und genau daraus schöpfen sie Glück. Einer von dieser Sorte Mensch ist Mark Becker. Im Sommer 2018 fuhr der passionierte Rennradfahrer, damals 49 Jahre alt, von Málaga nach Santiago de Compostela und von dort durch Portugal zurück in den Süden. 1.700 Kilometer, 21 Tage auf dem Sattel, 8 Stunden täglich bei Temperaturen bis zu 42 Grad. Fragt man Mark nach den besten Momenten seiner großen Iberia-Tour, antwortet er spontan: »Nordportugal, die Strecke am Atlantik nördlich von Porto«.
Auf Schotterpisten und Holzbohlenwegen
Mark radelte in entgegengesetzter Richtung auf dem Caminho Português da Costa, der 115 km langen Küstenvariante des Portugiesischen Jakobsweges, auf Landstraßen, Schotterpisten und Holzbohlenwegen durch Bauernland, Kiefernwälder und Dünen, über Fischerdörfer und malerische Städte wie Viana do Castelo und Caminha. »Ich übernachtete in preiswerten Pensionen mit freundlichen Gastgebern. Eine Unterkunft ohne Reservierung zu finden, war kein Problem«, berichtet er.
Der drahtige Radsportler nahm sich für die Küstenvariante 2 Tage Zeit. Zu Fuß braucht man für die Strecke von Porto bis zur spanischen Grenze 4 bis 5 Tage, je nachdem, ob man den Rio Minho mit der Fähre überquert oder in Valença do Minho auf der »Ponte Internacional«. Ab dort führt der über 1.300 Jahre alte »Camino Portugués«, wie er auf Spanisch heißt, auf einer einzigen Route über Tui und Pontevedra durch das Inland nach Santiago. Das Pilgerbüro in der Kathedrale registrierte 2018 fast 82.000 Männer und Frauen, die auf einem der beiden portugiesischen Wege zum Grab des Apostels gelangt waren.
Herzliche Gastfreundschaft
Die Variante durch das Inland, der Caminho Português Central, führt über die historischen Städtchen Barcelos und Ponte de Lima. Auf dieser Strecke lief Dominik Albrech, 34, Anfang 2016 zum ersten Mal von Portugal aus nach Santiago. »Die Gastfreundschaft, die man auch in Frankreich und Spanien am Jakobsweg erlebt, ist in Portugal besonders herzlich«, berichtet der ExITler, der drei Jahre zuvor eine 88-tägige Fußreise von Köln nach Santiago unternahm und 2018 eine weitere auf dem Küstenweg. »Trotz der Sprachbarriere kommt man überall mit den Menschen ins Gespräch. Ein Bauer schenkte mir Orangen und Mandarinen, eine Frau lud mich ins Haus ein, um Wasser nachzufüllen«, schwärmt Dominik. Seinen Erfahrungsschatz teilt er zusammen mit Christoph Erkens auf dem Portal »Camino Portugues« sowie im e-book »Camino Portugues für Anfänger«.
Die Meister-Pilger, die zusammen über 5.000 km auf dem Buckel haben, geben Tipps zu Ausrüstung und Etappen. Christoph erzählt von seinem ersten Jakobsweg in Portugal 2014: »Ich machte plötzlich schlapp und wollte mich ein paar Tage in einem Küstendorf in einer Pension ausruhen. Die Besitzer und kümmerten sich liebevoll um mich. Ich wurde köstlich bekocht und blieb eine Woche«. Pilger-Einsteigern und allen, die maximal 2 Wochen Zeit haben, empfehlen Christoph und Dominik den »kleinen« Weg von Porto nach Santiago (250 km): »Der große Weg ab Lissabon (über 500 km) ist eher etwas für Abenteurer und erfahrene Wanderer. Die Infrastruktur für Pilger ist südlich von Porto noch nicht so gut ausgebaut wie im Norden«. Wer in Nordportugal in die richtige Richtung läuft, wird dank der gelben Pfeile und Jakobsmuscheln nicht vom Weg abkommen.
Mark Becker, der sich in die entgegengesetzte Richtung bewegte, passte in einem entscheidenden Moment nicht auf, kam bei Porto vom Weg ab und fand sich auf seinem 8 kg leichten Rennrad plötzlich auf der Autobahn wieder. »Ich strampelte neben Pkws, die schneller als die erlaubten 120 km/h fuhren. Lkws hupten mich an. Panik! Hier schwitzte ich bei 20 Grad mehr als in Andalusien bei 40 Grad. Aber irgendwann hatte ich es geschafft und radelte entspannt in die Altstadt von Porto. Interessante Architektur, nette Leute, super Essen. Leider war ich nur einen Tag dort«, erinnert sich Mark, der 2021 gern ein paar Tage mehr in Porto verbringen würde.
Wanderreisen auf dem portugiesischen Jakobsweg
Wenn Sie sich für eine Aktivreise auf dem portugiesischen Jakobsweg interessieren, empfehlen wir die 14-tägige, individelle Wanderreise “Auf dem Jakobweg von Porto nach Santiago“, die 8-tägige, individuelle Wanderreise “Wandern auf dem Jakobsweg: Camino Portugués” oder die 7-tägige “E-Biketour auf dem portugiesischen Jakobsweg“.