Porto – die kleine Schwester von Lissabon – wie die Stadt im Norden Portugals auch genannt wird. Wir haben zehn Tage hier verbracht und können sagen: Ja, da ist was dran. Porto ist die kleine Schwester, aber sie braucht sich nicht hinter der Hauptstadt zu verstecken!
Die Lage ist ähnlich: Auch Porto befindet sich an einer Flußmündung und auch sonst hat Porto eine ganze Menge zu bieten.
Die Altstadt ist noch komplett erhalten; zumindest stehen fast alle Häuser noch. Einige sind alt und verfallen, aber es wird auch gleichzeitig sehr viel gebaut und erneuert. Es lohnt sich auf jeden Fall, durch die Gassen und Straßen zu streifen und zu schlendern. Unser Tipp: Gehen Sie auf der einen Seite hin und auf der anderen zurück. Oft sind die Fassaden so üppig und schön gestaltet, dass man dies gar nicht erkennt, wenn man direkt daran vorbei läuft. Erst von der gegenüberliegenden Straßenseite hat man dann das Gesamtbild schön im Blick.
Viele Geschäfte haben noch die alte Verkleidung. Und man sieht immer noch den Glanz der alten Tage. Im Hafenviertel stehen Häuschen, die so winzig sind, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sie innen aussehen. In den kleinen Gassen mit den vielen Treppen und Stufen und Ecken kann man sich fast verlaufen. Und irgendwann steht man vor einer Haustür und kommt nicht weiter. Dann eben einfach zurück gehen bis zur nächsten Ecke. Es lohnt sich!
In Porto gibt es anscheinend eine sehr aktive Graffiti-Szene und so biegt man oft um eine Ecke und entdeckt wieder ein farbenfrohes Werk von dem ein oder anderen Künstler. Oder man genießt es einfach, einzutauchen in das portugiesische Leben. Aus den Türen klingt der Fernseher. Wäsche hängt auf der Leine zum Trocknen direkt an der Hauswand. Vor der Haustür wird gefegt oder man hält ein Schwätzchen mit dem Nachbarn.
Noch ein Tipp von uns: Halten Sie sich nicht an den gedruckten Stadtplan. Der ist nur stilisiert und führt nicht alle Wege und Gassen auf. Wären wir allein nach dem Plan gegangen, hätten wir manch tollen Ort gar nicht entdeckt. Wie zum Beispiel das Café, direkt am Wasser. Der Durchgang zwischen Haus und Kaimauer ist so schmal, dass gerade mal ein Tischchen mit zwei Stühlen Platz findet. Wir haben den Ausblick auf den Douro mit den vielen bunten Touristenbooten und dem Treiben auf dem Wasser sehr genossen.
Auch in Porto gibt es jede Menge Kirchen. An einem Platz stehen sogar zwei direkt nebeneinander. Alle sind sie üppig ausgestattet, häufig innen und/oder außen mit Fliesenbildern verziert. Oder überschwänglich mit Gold dekoriert. Das Fotografieren der Kirchen ist übrigens fast überall verboten.
Die Fliesendekoration und die Fliesenbilder – die Azulejos – findet man in Porto nicht nur an Kirchen sondern auch an sehr sehr vielen Häusern. Es ist unglaublich, wie gut dieses Material den Lauf der Zeit übersteht. Die Farben leuchten noch nach all den Jahren und selbst das Salzwasser kann ihnen nichts anhaben. Selbst in der Bahnhofshalle findet man riesige Bildtafeln. Dort gibt es sogar auch farbig gestaltete Szenen; nicht nur die üblichen blau/weißen Bilder.
In der Stadt gibt es kleine Parkanlagen zum Erholen. Viele nutzen die Rasenflächen für ein Picknick oder ein Nickerchen. Wer nicht so viel laufen mag, kann mit der Tram fahren. Die schlängelt sich überall durch. Durch kleine Gassen vorbei an Menschen im Straßencafe, durch den Park und bergauf und bergab
Fast alle Wege und Plätze sind übrigens mit hübschem schwarz-weißem Pflaster gestaltet. Überall sieht man mosaikartige Figuren und Muster.
Nicht nur die Fassaden der Häuser sind noch erhalten, zum Teil sind auch die Inneneinrichtungen über hundert Jahre alt. Ein berühmtes Beispiel ist das Caféhaus Majestic, in das man aber nur hinein darf, wenn man dort etwas verzehren möchte. Reine Schaulustige sind dort nicht so gern gesehen.
Ähnlich ist das bei der Buchhandlung Lello. Hier hat man das Problem mit der Besichtigung anders gelöst. Man kauft eine Eintrittskarte für 3 Euro und kann sich dann in dem Laden nach Herzenslust umschauen. Falls man ein Buch kaufen möchte, wird 1 Euro vom Kaufpreis abgezogen. Eine faire Sache. Die Inneneinrichtung mit der zweifach geteilten und geschwungenen roten Treppe ist aber auch wirklich sehenswert. Angeblich ist J.K. Rowling hier zu ihrem Romanhelden Harry Potter inspiriert worden. Vorstellen kann man sich das auf jeden Fall.
Abseits von den bekannten und empfohlenen Sehenswürdigkeiten haben wir aber auch andere Caféhäuser und Läden entdeckt, die auch noch komplett erhalten sind und von den alten Zeiten zeugen. So die Confeitaria Serrana in der Nähe des Bahnhofs. Oder der Feinkostladen A Pérola do Bolhão (Rua Formosa 279).
À propos Café und Feinkost: Probieren Sie unbedingt die Kuchen und Pralinen! Portugal hat unglaublich viele Kuchen- und Teilchensorten. Eine gute Möglichkeit sich durchzuprobieren sind die Miniatures. Das sind kleine Ausgaben der gefüllten Berliner, Pastéis de Nata und Co. Mit einem Haps sind sie aufgegessen und falls einem das ein oder andere nicht schmeckt… Kein Problem. Es bleibt ja nix übrig.
Was wir auch probiert haben ist Francesinha. Dieses üppige Toastbrot mit Wurst und Schinken wird in der besonderen Variante mit einem Spiegelei belegt und mit Käse überbacken. Dazu kommt ein ganzer Eimer Tomatensoße. Wirklich ein Eimer. Falls die Kanne mit der Soße leer ist, wird sofort eine neue Kanne gebracht. Das Gericht soll noch aus Zeiten des Krieges gegen die Franzosen stammen, als man keine Zeit für das Essen hatte und einfach schnell alles zusammen gepackt hat. Es ist sehr üppig und sättigend, wird aber inzwischen auch in leichteren Varianten mit Huhn oder sogar vegetarisch bzw. vegan angeboten.
Wir haben natürlich auch die Markthalle von Porto besucht. Sie wird allerdings momentan renoviert, daher war das Angebot nicht ganz so üppig wie sonst wohl. Aber man bekommt einen guten Eindruck und entdeckt viele Dinge, die man so nicht kennt und von denen man sich fragt, wie sie wohl zubereitet werden. Souvenirläden und kleine Tavernen, in denen man etwas essen kann, gibt es ebenfalls in der Markthalle.
Wer genug vom Stadtleben hat, findet außerhalb von Porto ziemlich schnell seine Ruhe. Die gesamte Küste ist ein einziger langer Sandstrand. Über die Dünen führt ein Holzsteg, der auch gerne benutzt wird. Jogger, Radfahrer, Wanderer und sogar Pilger teilen sich den Steg mit Strandratten, Schwimmern und Spaziergängern. Er führt kilometerweit und man kann sich so richtig die Seeluft um die Nase wehen lassen.
Überall gibt es kleine Restaurants oder Cafés und so kann man dort auch den Abend mit einem herrlichen Sonnenuntergang ausklingen lassen.
Manche Strände sind zum Sonnen, andere zum Schwimmen und an bestimmten Strandabschnitten finden sich die Surfer ein oder die Fischer. Hier kommt jeder auf seine Kosten und keinem in die Quere.