La Gomera gilt – gemeinsam mit La Palma – als DIE Wander-Insel der Kanaren. Insbesondere im Nationalpark Garajonay im Inselzentrum kommen Wanderfreunde voll auf ihre Kosten. Ein sehr schöner und abwechslungsreicher Rundwanderweg dort, ist die ca. 4 km lange Route “Las Creces”, die unter anderem durch den märchenhaften Nebelwald des Nationalparks führt.
Die schönsten Wanderwege auf La Gomera
- Las Creces – Nebelwaldtour
- Wasserfalltour im Valle Gran Rey
- Alto de Garajonay – Durch den Loreerwald
- La Merica – Spektakuläre Ausblicke von der Hochebene
- Vallehermoso – entlang an Felshängen und dem Roque Cano
Start der Rundwanderung auf La Gomera
Der Startpunkt dieser Wanderung liegt in dem kleinen Ort Las Hayas, das man von Valle Gran Rey in ca. 30 Autominuten erreicht. Der Parkplatz des, nicht zu übersehenden, Restaurants Casa Efigenia ist ein idealer Startpunkt. Es handelt sich hierbei zwar nicht um den offiziellen Anfang der Route gemäß der Nationalparkbeschreibung, doch empfehle ich ihn. Vor allem für die, die sich vor oder nach der Wanderung in uriger Atmosphäre stärken möchten. Dazu später mehr, denn es handelt sich um ein absolut erlebenswertes Highlight auf La Gomera…
Vom Parkplatz aus folgt man den Wegweisern “Las Creces Nr. 5” bzw. den rot-weiß markierten Pfosten der “Caminos Naturales” den landwirtschaftlich genutzten Hang hinauf bis zum Waldrand.
Rein ins Kühle
Nach einigen Tagen Calima-Wetterlage habe ich Glück: Die Luft hat sich wieder aufgeklart und ich kann am Horizont die Nachbarinseln La Palma und El Hierro gut ausmachen.
Die ersten Schritte in den Wald hinein sind eine echte Wohltat an diesem Juli-Tag. Endlich Schatten! Genau deshalb hatte ich mich für diese Route entschieden, denn sie führt hauptsächlich durch angenehm kühlen Wald und hat so gut wie keine nennenswerten Steigungen. Nach wenigen Minuten passiere ich die offizielle Nationalpark-Grenze.
Ein Märchenwald wie aus Kinderträumen: La Gomera
Je weiter ich in den geschützten Lorbeerwald hineinkomme, desto mehr fühle ich mich wie in einem zauberhaften Märchenwald. Die schlanken, knorrigen Baumstämme sind mit Moosen und Flechten bewachsen. Dies ist ein Zeichen für die besonders saubere Luft. Und die Bäume scheinen in alle Himmelsrichtungen zu wachsen und sind dadurch kreuz und quer ineinander verschlungen. Sie sind nicht besonders hochgewachsen und so kommt es mir teilweise vor, als marschiere ich durch einen natürlichen Baum-Tunnel. Dieser besteht hauptsächlich aus Baumheide und buchenartigen Gagelbäumen, den sogenannten Fayal-Brezal. Der Wald heißt zwar “Lorbeerwald”, auf Spanisch auch Laurisilva genannt, das bedeutet jedoch nicht, dass er nur aus Lorbeerbäumen besteht. Tatsächlich finden sich bis zu 20 verschiedene Baumarten in diesem immergrünen, subtropischen Feuchtwald. Die wilde Lorbeere ist nur eine von ihnen.
UNESCO Weltnaturerbe
Übrigens ist dies der größte zusammenhängende Lorbeerwald Europas. Aus diesem Grund wurde der Nationalpark 1986 zusätzlich von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Im Jahr 2012 hat die UNESCO die gesamte Insel La Gomera zum besonders schützenswerten Biosphärenreservat erklärt.
Auch die Geräusche haben fast etwas Unheimliches: Immer wieder geben die Bäume durch die Reibung der Stämme ein leises Knarzen von sich. Ansonsten sind nur ein paar Vögel zu hören. Von der Zivilisation weit und breit keine Spur. Nach ca. 45 Minuten erreiche ich auf einer Lichtung den schön angelegten Picknickplatz Jardín de Las Creces. Das ist auch der nördlichste Punkt des Rundwegs.
Perfektes Wanderweg-Netz auf La Gomera
Weiter geht’s entlang einer engen, kleinen Schlucht. Auch genannt Barranco. War der Weg zuvor noch sehr eben und bequem zu gehen, muss man hier schon sehr auf Stolperfallen wie Steine und Wurzeln am Boden achten.
Audio-Guide auf den Wegen:
Immer wieder entdecke ich kleine durchnummerierte Holzpfähle mit einem abscannbaren QR-Code. Es handelt sich um ein kostenlos nutzbares Audio-Guide-System. Man kann sich auf offiziellen Nationalpark-Webseiten die Audiodateien mit Erklärungen zu den einzelnen Stationen dieses Rundweges auf sein Smartphone laden. Informationen über den Lorbeerwald, über einzelne Baumarten und Gewächse usw. können dann unterwegs angehört werden. Sogar auf Deutsch! Ich bin begeistert von diesem kostenlosen Service und werde mich sicherlich vor der nächsten Wanderung mit diesen Audiodateien ausstatten.
La Gomera – auch Wanderungen alleine möglich
Generell kann man sagen, dass das gesamte Wanderwege-Netz der Insel perfekt ausgebaut ist. Fast an jeder Kreuzung sind Wegweiser mit Entfernungsangaben und Routen-Nummern installiert. Ausgerüstet mit einer Wanderkarte, in der auch die Kurzbeschreibungen der Wanderungen enthalten sind, ist das Wandern auch ohne erfahrenen Wanderguide auf La Gomera problemlos möglich. Eine Wanderkarte erhält man beispielsweise in der Touristen-Information in La Playa, Valle Gran Rey.
Das Letzte Stück
Der letzte Abschnitt des Rundwanderweges führt entlang eines Forstweges und gibt immer wieder den Blick frei auf ein weites, landwirtschaftlich genutztes Tal mit Apfelbäumen, Weinstöcken, Weizen und vielem mehr.
Langsam tauchen die ersten Gemäuer, Ziegen-Ställe und auch die ersten Wohnhäuser, entlang des Weges auf. Nur noch wenige Minuten, dann ist der Ausgangspunkt der Wanderung, das Restaurant Casa Efigenia, wieder erreicht.
Besuch einer Insel-Institution: Casa Efigenia
Hier sollte man nun unbedingt einkehren! Entweder auf einen köstlichen Smoothie auf der Dachterrasse, oder auf das zu Recht in jedem Reiseführer angepriesene, typisch gomerische 4-Gänge-Menü der Hausherrin Efigenia. Die schätzungsweise über 80-jährige Köchin lässt es sich nicht nehmen, mit jedem Gast persönlich ein Schwätzchen zu halten. So auch mit mir, als ich gerade das gemütliche Restaurant verlassen will. Nach ein paar Minuten Small Talk gibt sie mir zu verstehen, dass sie mir etwas schenken möchte. Sie verschwindet kurz in ihrem Garten und drückt mir zum Abschied eine Tüte mit frisch gepflückten Pflaumen in die Hand. Was für ein netter, herzlicher Abschluss einer schönen Wanderung!
Tagestour ab/bis Valle Gran Rey über Las Creces
Die Wanderung lässt sich übrigens auch ausgezeichnet in eine rund 27 km lange, relativ anspruchsvolle Tagestour ab/bis Valle Gran Rey integrieren. Über den rund 800 Meter hohen Berg oberhalb von La Calera geht es mit phantastischem Panorama auf Meer und Tal über die Hochebene La Mérica bis ins Bergdorf Arure. Von dort erreicht man nach ca. einer Stunde den Rundwanderweg Las Creces und den Ort Las Hayas. Von Las Hayas aus ist der Abstieg ins Valle Gran Rey sehr anspruchsvoll, aber gleichermaßen spektakulär. Einplanen sollte man für diese Tour insgesamt ca. 9 Stunden.
Anreisen: | Flug bis Teneriffa-Süd, vom Hafen Los Cristianos per Schnellfähre weiter zur Inselhauptstadt San Sebastián de La Gomera. Bei Unterkunft im Valle Gran Rey ca. 1-stündiger Bus-Transfer. Shuttle ab/an Teneriffa Flughafen über OLIMAR hinzubuchbar. |
Übernachten: | Parador de La Gomera: Stilvolle und äußerst elegante Unterkunft in exponierter Lage oberhalb der Inselhauptstadt. Balkone, Poolterrasse und tropischer Garten bieten eine grandiose Aussicht auf den Atlantik. Hotel Gran Rey: DAS Traditionshotel im Valle Gran Rey schlechthin punktet mit seiner direkten Lage am kleinen Sandstrand und einer atemberaubenden Aussicht auf Berge und Meer von der Pool-Terrasse auf dem Dach. |
Essen: | Restaurant La Montaña Casa Efigenia: Plaza de los Eucaliptos, Las Hayas |
Reisezeit: | Aufgrund der geringen Temperaturabweichungen im Jahresverlauf ist La Gomera ein ganzjährig lohnenswertes Reiseziel. Hochsaison ist in den Wintermonaten. In den Sommermonaten ist es etwas ruhiger auf der Insel. Es sind dann hauptsächlich spanische Urlauber anzutreffen. |