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Rota Vicentina: Der Weitwanderweg im Südwesten Portugals

Rota Vicentina Küste Praia dos Machados

Seit Hape Kerkelings Bestseller “Ich bin dann mal weg”, gibt es in Deutschland einen regelrechten Wander- und Pilger-Boom. Wie genau fühlt es sich an, tagelang mit geschultertem Rucksack von Unterkunft zu Unterkunft unterwegs zu sein? Woher nimmt man morgens, trotz schmerzender Füße die Motivation für die nächsten 20 Tageskilometer? Ist die langsame Fortbewegung nicht öde? Ich wollte es auf der Rota Vicentina herausfinden! 

Die Rota Vicentina ist ein Weitwanderweg im Südwesten Portugals. Er umfasst insgesamt rund 400 Wanderkilometer in der Region des „Naturparks do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina”. Erst in den vergangenen Jahren – zwischen 2012 und 2015 – wurde die Route bzw. die Ausschilderung der einzelnen Teiletappen fertiggestellt.

Mehrere Wege führen zum Ziel 

Der Weitwanderweg besteht aus drei verschiedenen Varianten: Einmal dem „Historische Weg”, auch Camino Histórico genannt. Der historische Weg führt auf landwirtschaftlichen Routen über Berge und Täler. Entlang von Flüssen und Bachläufen durch das Hinterland der Küste. Zudem gibt es den „Fischerpfad”, genannt Trilho dos Pescadores. Dieser führt fast ausschließlich, unmittelbar entlang der wilden Küste und gilt aufgrund der Wegbeschaffenheit als etwas anspruchsvoller. Zusätzlich gibt es noch eine Handvoll Rundwege, auch Percursos Circulares genannt. Diese Rundwege zweigen von diesen Routen ab.

Wanderkarte Rota Vincentina Alentjo, Algarve

Übersichtskarte der Rota Vicentina: Grün: Historischer Weg | Blau: Fischerpfad | Orange: Rundwege ©Rota Vicentina

OLIMAR-Reise „Panoramawandern entlang der Rota Vicentina”

Ich liebe die Steilküste und das gewaltige Rauschen der Atlantikwellen. Die siebentägige Reise aus dem OLIMAR Programm „Panoramawandern entlang der Rota Vicentina” war also wie für mich gemacht. Denn bequemerweise wird auch das Gepäck täglich für die Wandernden, in die nächste Unterkunft transportiert.
Bei dieser Wanderwoche gibt es vorreservierte Unterkünfte, welche vornehmlich Mitglieder der „Casas Brancas” sind. „Casas Brancas” ist ein Zusammenschluss einiger besonders authentischer, kleiner Unterkünfte in der Küstenregion Alentejo/Vicentina. Die „Casas Brancas” sind zugleich Mitinitiator des Projekts Rota Vicentina.

Tour ohne Guide 

Es handelt sich bei der Reise um eine individuelle Tour. Das heißt, man wandert ohne Guide und als zusammengewürfelte Gruppe alleine oder mit seinen Mitreisenden. Dadurch geht man auch im eigenen Tempo, von Unterkunft zu Unterkunft. Deshalb ist man nicht auf bestimmte Reisetermine festgelegt, sondern kann die Tour an jedem beliebigen Datum starten. Empfehlenswert ist die Reise aufgrund der im Sommer hohen Temperaturen, jedoch nur zwischen September und Juni.

Ich startete Anfang Oktober auf diese erste Wanderreise meines Lebens.


Hier gehts zu den einzelnen Etappen-Beschreibungen der Wanderung:

1 Etappe: Almograve bis Zambujeira do Mar (25 km)

2 Etappe: Zambujeira do Mar bis Odeceixe (20 km)

3 Etappe: Odeceixe bis Aljezur (plus Praia do Amoreira, 24 km)

4 Etappe: Aljezur bis Arrifana (20 km)

5 Etappe: Pontal da Carrapateira (12 km)


Mein Fazit nach einer Woche Wanderurlaub auf der Rota Vicentina

Bereits nach dem ersten achtstündigen Wandertag auf der Rota Vicentina merkte ich: Das wird anstrengender, als ich gedacht hatte. Und zwar nicht unbedingt wegen der Länge der Etappen. Es war zum Einen die Wegbeschaffenheit: Schätzungsweise 70 % des Fischerpfades bestehen aus tiefen, unbefestigten Sandwegen. Dadurch sacken die Schuhe bei jedem Schritt ein. Das macht das Gehen mühsam und langsam. Zum Anderen taten Sonne und auch im Oktober noch hohe Temperaturen ihr Übriges: Höchstens 5 % des Weges sind schattig. Ansonsten ist man der Sonne beim Wandern von morgens bis abends ausgesetzt. Auch das empfand ich als sehr anstrengend.

Staunend über die Rota Vicentina 

Gleichzeitig hat die Schönheit der wilden Natur, der Wege und der Ausblicke jedoch alle meine Erwartungen deutlich übertroffen. Teilweise kam ich aus dem Staunen und Fotografieren nicht mehr heraus. Jeden Tag aufs Neue habe ich die Nähe zum tosenden Atlantik genossen. Ich habe jeden Strand “mitgenommen”, an dem ich vorbeikam. Viele Felsen entlang des Weges habe ich für ausgiebige Meerblick-Pausen genutzt. Ich habe mich an jedem neu entdeckten und blühenden Gewächs erfreut. Je weiter ich Richtung Süden kam, desto mehr habe ich die leichten Veränderungen in der Landschaft und Vegetation wahrgenommen.

Reisen nur mit leichtem Gepäck 

Ich habe es sehr genossen, nur mit leichtem Tagesgepäck unterwegs zu sein. Jeden Abend aufs Neue war es ein wunderbarer Luxus, in einer Unterkunft anzukommen, in der mein Koffer schon bereitstand.
Die kleinen Städtchen entlang des Weges empfand ich als sehr einladend und schön. Und obwohl sie fernab der größeren Touristenrouten liegen, hatte ich nirgends Probleme ein gutes Restaurant für das Abendessen zu finden.

Beschilderungen auf dem Weg 

Hervorzuheben ist auch die wirklich perfekte Ausschilderung sämtlicher Wege! Ich habe mich in der Vergangenheit auf einzelnen Tageswanderungen im Bergischen Land definitiv häufiger verlaufen als während der gesamten fünf Etappen auf der Rota Vicentina. Es gab tatsächlich keine einzige Situation, in der ich mir bezüglich des eingeschlagenen Weges unsicher war. Dadurch war ein sehr entspanntes Wandern möglich, bei dem die Gedanken ausgiebig schweifen konnten. 

Über die körperlichen Grenzen hinaus

Nach zwei Wandertagen mit insgesamt 45 Kilometern fühlte ich mich körperlich an meiner Grenze angekommen. Daher kam der Tag Ruhepause am herrlichen Strand von Odeceixe, wie gerufen für mich. Doch nach den zwei anschließenden Wandertagen merkte ich, dass ich in einen regelrechten „Wander-Flow“ gekommen bin. Die fünfte und gleichzeitig letzte Etappe hätte daher ruhig deutlich länger sein können. Ich glaube, einen Ruhetag hätte ich – wäre die Woche nicht eh schon vorbei gewesen – vermutlich gar nicht mehr gebraucht.

Abschließendes Fazit

Insgesamt waren die 101 gewanderten Kilometer daher eine unvergessliche, positive Erfahrung für mich. Ich kann diese Wanderreise auf der Rota Vicentina, speziell auf dem Fischerpfad, jedem empfehlen, der gern aktiv in der Natur und abseits der touristischen Hauptrouten unterwegs ist. Die einwöchige Reise lässt genügend Flexibilität. So kann man auch vor Ort noch entscheiden, ob man zusätzliche Schleifen oder einen Ruhetag einbauen möchte. Die einzelnen Etappen bieten jeden Tag aufs Neue genügend Abwechslung und größtenteils sehr spektakuläre Ausblicke auf die Steilküste und Dünenlandschaft.

Zum Bericht über die erste Etappe: Almograve bis Zambujeira do Mar

Kategorie: Aktiv & Natur

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Katharina zieht es sie im Urlaub vor allem auf die größeren und kleineren Inseln aus dem OLIMAR Programm. Denn: dort ist das Meer nie weit entfernt. Wassersport, Wandern, Biken und andere Aktivitäten gepaart mit Kultur und Natur – diese Kombi macht für sie den perfekten Urlaub aus.

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