An der Schnittstelle von Land und Meer gelegen, üben Leuchttürme seit jeher eine magische Faszination aus. Für die Seefahrernation Portugal, die einst das Zeitalter der Entdeckungen einläutete, sind sie zudem von hohem kulturellem Wert – tragen sie doch ihren Teil zur ruhmreichen maritimen Geschichte des Landes bei.
Das Schöne ist: Über die Hälfte, davon mehr als ein Dutzend auf dem Festland, kann kostenfrei besichtigt werden, immer mittwochs nachmittags, im Winter von 13:30–16:30 Uhr und im Sommer von 14:00–17:00 Uhr.
Der portugiesische Name für Leuchtturm, »farol«, leitet sich wie in allen anderen romanischen Sprachen von dem ältesten bekannten Leuchtfeuer überhaupt und einem der sieben Weltwunder der Antike, dem Pharos von Alexandria, ab. Portugals Leitsterne der Küste unterstehen der »Direção de Faróis«, einem Verwaltungsorgan der »Autoridade Marítima Nacional«, der nationalen Seeverkehrsbehörde. Die »Direktion der Leuchttürme« hat ihren Sitz in Paço de Arcos, knapp 15 km westlich von Lissabon, und weist offiziell 51 – noch aktive – Leuchttürme aus: 29 entlang der Festlandsküste, sieben auf der Inselgruppe Madeira und 15 auf dem Azoren-Archipel. Hinzu kommen über 500 Molenfeuer und Positionslichter, Bojen und Baken…
Das Grós der faróis liegt schon zwangsläufig ausgesprochen exponiert, zumeist an cabos, (Steil-)Kaps, und gewährt atemberaubende Meerespanoramen. Viele haben einen ureigenen, unverwechselbaren Baustil, den es so nur in Portugal gibt. Manche sind geschichtlich bedingt Bestandteil eines ehemaligen Küstenforts und als nationales Kulturerbe deklariert. Wenigstens zwei zählen zu den Top-Sehenswürdigkeiten des Landes.
Auch wenn die Leuchttürme heute aufgrund der Satellitennavigation an Bedeutung verloren haben, etliche automatisiert oder ferngesteuert sind: »Em Portugal, as luzes nunca se apagam«. »In Portugal gehen die Lichter niemals aus«. Das gilt nicht zuletzt für die landesweit noch etwa 150 faroleiros, Leuchtturmwärter, darunter fünf faroleiras.
Wem der Sinn nach einer themenspezifischen, individuellen Rundreise per Mietwagen steht, der kann entlang der «Rota dos Faróis« fast die gesamte Festlandsküste entdecken, vom Farol de Montedor bei Viana do Castelo im hohen Norden bis zum Farol de Vila Real de Santo António im äußersten Osten der Algarve. Nachfolgend stellen wir Ihnen einige Highlights kurz vor.
Der Primus am Heiligen Kap
Das nach dem heiligen Vinzenz von Valencia benannte Cabo de São Vicente ist die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Algarve und ein Muss für Sonnenuntergangs-Romantiker! Das Steilkap im äußersten Südwesten Festlandeuropas gilt seit Menschengedenken als mystischer Ort. Der Überlieferung nach errichtete der Kapuzinerorden hier in einem Konvent 1515 den ersten Turm für gelegentliche Feuerzeichen, der aber schon 1587 samt der umgebenden Festung von den Truppen Francis Drakes zerstört wurde… Der heutige Leuchtturm wurde erst 1846 erbaut und 1908 erhöht – seine Leuchtkraft sucht ihresgleichen. Die potenzielle Reichweite von über 90 km, seit geraumer Zeit auf 60 km gedrosselt, macht ihn zum lichtstärksten unseres Kontinents.
Der lange Lulatsch der Lagune
Eine endlos scheinende Wendeltreppe mit 271 Steinstufen und nochmals 20 Eisenstufen führen hinauf zur Spitze des mit 62 m höchsten Leuchtturms des Landes und zweithöchsten der Iberischen Halbinsel. Der Farol de Aveiro markiert zusammen mit zwei Molenfeuern die Zufahrt vom offenen Meer durch die ausgedehnte Haff- und Lagunenlandschaft Ria de Aveiro zur Hafenstadt Aveiro und wird aufgrund seiner Lage am Barra-Strand auch Farol da Barra genannt. Der für portugiesische Verhältnisse ungewöhnliche, runde und rot-weiß gestreifte Steinturm wurde 1893 in Betrieb genommen, im Erdgeschoss des rechteckigen Sockelgebäudes sind museale Gerätschaften zur Lichterzeugung ausgestellt.
Einer steht über dem Storchennest
Der 1915 in Dienst gestellte, 17 m hohe Farol do Cabo Sardão mit seinem weißen, viereckigen Mauerwerksturm und der typischen, roten Laternenkuppel ist nett anzuschauen, aber an sich nichts Besonderes. Spektakulär ist hingegen seine Lage am gleichnamigen Steilkap der wild zerklüfteten Küste im Naturpark »Südöstlicher Alentejo und Costa Vicentina«, auf etwa halbem Weg zwischen Vila Nova de Milfontes und Zambujeira do Mar. Spektakulär und überaus aussichtsreich ist auch die hier vorbeiführende Etappe des »Fischerpfads«, der zum Wanderwegnetz Rota Vicentina gehört. On top, als weltweit einmaliges Kuriosum, nisten mehrere Paare von Weißstörchen auf den meer- und windumtosten Klippenfelsen unterhalb des Leuchtturms.
Die holde Marta
Eine idyllische Minibucht gleich westlich des Yachthafens von Cascais, eine ehemalige, strahlend weiße und palmenbestandene Minifestung und ein unverwechselbarer Turm mit weiß-blau gestreifter Fliesenfassade: Der Farol Museu de Santa Marta ist der beschaulichste im ganzen Land. Und der einzige, der zugleich ein (Mini-)Museum ist. Der Leuchtturm aus dem Jahr 1868, seit 1981 ferngesteuert, zählt seit 2007 zum »Museumsviertel« der Stadt und ist täglich außer Mo von 10:00–18:00 Uhr geöffnet. Im Eintrittspreis von derzeit 5 Euro sind nicht nur die Besichtigung zweier Ausstellungsräume und der Aufstieg zur Turmterrasse enthalten, sondern auch der Besuch der direkt benachbarten Casa de Santa Maria, einem bildschönen Herrenhaus von 1902.
Die Pilgerstätte für Big Waves-Fans
Der 1903 fertiggestellte Farol da Nazaré spielt nur eine Nebenrolle. Hauptdarsteller des Gesamtkomplexes, der auf einer Felsnase westlich von Nazarés 110 m höher gelegenem Ortsteil Sítio thront, ist das 1577 erbaute Forte de São Miguel Arcanjo. In, auf und um die »Festung des Erzengels Michael« strömen über das Jahr verteilt eine gute halbe Million Menschen, nicht wenige davon in den Wintermonaten von November bis März. Denn dann brechen hier, im Süden des Norte-Strandes und zu Füßen des Küstenforts, die weltbekannten Monsterwellen. Den verursachten, unterseeischen »Nazaré Canyon« beleuchtet ein Informationszentrum samt Surfbretter-Dauerausstellung der Big Waves-Cracks. Für einen Euro steht Ihnen die Festung offen.
Die Eminenz im äußersten Westen
Eine Landmark wie sie im Buche steht, sowohl landschaftlich als auch historisch: Das ist das Cabo da Roca, der westlichste Punkt Kontinentaleuropas. Sein Aushängeschild ist der nach dem 140 m hohen »Felskap« benannte Leuchtturm, der 1772 in Dienst gestellt wurde und als der zweitälteste, noch aktive des Landes ausgewiesen wird. Beeindruckende Kulisse! Das von Portugals Nationaldichter Luís de Camões (1524–1580) in Worte gefasste Ende-der-Welt-Gefühl kommt jedoch heute zwischen Sonnenauf- und untergang nicht mehr auf, zu hoch ist die Besucherdichte. Apropos Oldie: Als ältester Feuerturm gilt der Farol da Guia von 1761, der nur rund 15 km südlich des Cabo da Roca am westlichen Stadtrand von Cascais liegt.
Wussten Sie, dass…
…eines der Wahrzeichen Lissabons, der weltberühmte Torre de Belém, fast ein Jahrhundert lang, von 1847 bis in die frühen 1940er Jahre, auch als Leuchtturm fungierte? Der 1521 fertiggestellte Turm von Belém überstand selbst das große Erdbeben von 1755 – im Gegensatz zu manchem Vorläufer der heutigen Leuchttürme.
OLIMAR Tipp
Neben einer individuellen Rundreise mit Mietwagen entlang der «Rota dos Faróis« bieten wir zudem viele weitere Erlebnisreisen an. Ein besonderes Erlebnis ist ein Ausflug auf dem Schiff der A-Rosa-Flotte. Unterwegs von Porto, der heimlichen Hauptstadt des Nordens, entlang der terrassierten Weinberge des Dourotals über Pinhão bis nach Régua und zurück nach Porto erleben Sie Portugal von seiner ganz besonderen Seite. Während dieser Rundreise mit dem Titel A-ROSA – GENUSS UND KULTUR AUF DEM DOURO erwartet Sie neben komfortablen Kabinen mit absenkbaren Panoramafenstern unter anderem ein aussichtsreiches Sonnendeck, einen Swimmingpool sowie einen Spa-Bereich für wohltuende Saunagänge, verschiedene Massagen und Beauty-Anwendungen. Auch sehr empfehelnswert ist die Rundreise MIT DEN STÖRCHEN ZUM HEILIGEN KAP. Diese 10-tägige Mietwagen-Rundreise erschließt Ihnen vor allem den faszinierenden „Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina“, der auch Erwähung in diesem Artikel findet. Dabei folgen Sie dem bekannten Wanderwegenetz „Rota Vicentina“, das die Kleinstadt Santiago do Cacém im Alentejo mit dem Kap São Vicente an der Algarve verbindet, und können selbstverständlich auch Teilabschnitte erwandern.