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Diese 11 Geheimtipps für Porto sind ein Must für deinen nächsten City-Trip!

Porto

O Porto ist antik. Sehr nobel. Stets loyal. Und unbeugsam. So steht es auf der Banderole im Stadtwappen verewigt und offenbart exakt zusammengefasst das unnachahmliche Wesen der Hafenmetropole an der Douro-Mündung im Norden Portugals gelegen. Als schreibende Portugal-Spezialistin wollte ich eben diesem Wesen für mein Buch nachspüren und bin an mehr Orten als ich aufzählen kann, fündig geworden. Etliche davon lernst du kennen mit meinem druckfrisch publizierten Band „111 Orte in Porto, die man gesehen haben muss”. Andere habe ich in meine Erinnerung abgelegt, die mich persönlich berührt und mir besondere Momente mit besonderen Menschen beschert haben. Die folgenden 11 Episoden erzählen davon.

Durch die Verkettung mehrerer Zufälle begegnete ich eines Morgens in Porto im Eingangsfoyer des Rathauses „Paços do Concelho” einem hochgewachsenen Herrn im tadellos sitzenden Anzug, der mich zu meiner Überraschung auf Deutsch ansprach und mir anbot, mich zum verantwortlichen Büro für Presse für meine Recherchen über Porto zu geleiten. Hocherfreut fragte ich ihn, ob er etwa hier arbeite. Er nickte still und schenkte mir ein charmantes Lächeln. Der Portier hingegen wurde knallrot.

In meinem Kopf klingelte es und ich erkannte den höflichen Senhor plus das Fettnäpfchen, in das ich soeben getreten war – vor mir stand Senhor Presidente Rui Moreira, Bürgermeister von Porto. Spontan lud er mich zu einer Hausführung ein, und so lernte ich das antike Rathaus von Porto allein unterwegs mit dem Bürgermeister durch alle Audienzsäle kennen.

Unser Rundgang endete im Allerheiligsten, in seinem Büro mit Ausblick auf das Prachtkarree „Os Aliados”. Auf dem antiken Schreibtisch tummelten sich allerlei Utensilien, die aus einem Museum stammen könnten, sowie eine kunstvoll mit Schnitzereien verzierte Schatulle aus Holz. Natürlich ahnte ich sofort, was sich darin befand, nämlich zwei uralte Schlüssel. Der Bürgermeister folgte meinem Blick, bestätigte meine Gedanken und hob den Deckel. Zum Vorschein kamen der Stadtschlüssel Portos von Königin D. Maria II, plus der Schlüssel zum Urnengefäß und dem konservierten Herz von König D. Pedro IV.

Es ist das eine, über einen Mythos zu lesen – ihn dann leibhaftig bestätigt zu sehen, etwas ganz anderes. Ich schwieg, aufrichtig ergriffen von der mythischen Strahlkraft. Diese zwei Schlüssel gehören seit 1835 zu den Insignien aller Bürgermeister von Porto, damit diese sich stets an den Mut des Königs und an die Gnade seiner Tochter erinnern – über allem an den Schwur, sich um das Wohl der Portuenser Bürger zu kümmern.

Einerseits dienen die Schlüssel somit als Statussymbol für die Herrschaft über eine Millionenmetropole, doch noch mehr stehen sie stellvertretend für all die ethischen Werte, die Porto zu dem gemacht haben, was Porto darstellt: Eine in sich gänzlich wirtschaftlich unabhängige, ungebeugte, demokratisch freiheitlich denkende und handelnde Stadt – genauso wie in der Banderole im Stadtwappen verewigt. Allein aus diesem Grund schon besuche ich die Eingangshalle im Rathaus bei jedem Portobesuch wieder und stelle mich im Foyer unter das Stadtwappen von Porto am Fuße der Treppengalerie.

Geheimtipp 1: Die Herkules-Frauen von Porto

Als es in Porto noch keine Zentralheizung gab, heizten wohlhabende Familien ihre Häuser – und Bäckereien ihre Brotbacköfen – mit Stechginster, der sogar heutzutage noch von Frauen in den Bergdörfern der Serra de Marão geschnitten und für den Eigenbedarf gesammelt wird. Bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts kam der Ginster in Bündel geschnürt auf Lastkähnen den Douro abwärts transportiert in Porto an. Dort beluden sich ausschließlich Schlepperinnen die Bündel mit etwa einem Zentner Gewicht auf den Rücken und schleppten sie die rudimentär gepflastert Gasse „Calçada das Carquejeiras” vom Guindais-Anlegesteg bis zum Brunnen São João im Stadtteil Fontaínhas hinauf. Dabei überbrückten sie ein etwa 45° Grad Gefälle. Ochsengespanne schafften die Steigung nicht – aber die Frauen. Deswegen nannte man sie  auch die „Herkules-Frauen” von Porto.

Oben am Ende der Steigung steht eine Bronzeskulptur (2) als Hommage an die Kraft der Ginster-Schlepperinnen. Stehe ich davor, völlig außer Atem vom Aufstieg, gänzlich ohne Last auf dem Rücken, ziehe ich den Hut vor all den Frauen, die niemals auch bloß einen Millimeter vor irgendetwas zurückgewichen sind – und die sich Mitleid verbeten haben.

Herkules Frauen Statue Porto

Geheimtipp 2: Der Aussichtspunkt „Miradouro Fontaínhas” 

Nicht nur wegen der bewundernswerten Ginster-Schlepperinnen, sondern auch wegen des „Miradouro Fontaínhas” (3) lohnt sich der Aufstieg. Von hier hast du eine unvergleichbare Aussicht auf das monströse Kloster „Mosteiro da Serra do Pilar” auf der anderen Uferseite des Douros und auf die Doppelbrücke D. Luis, auf das Brückenviertel Guindais sowie auf die imposante Stadtmauer „Muralha Fernandina” und ihre Zinnen. Meistens bist du hier ganz allein unterwegs. Im „Café Azul e Branco” erlebst du hautnah Nachbarschaft im Stadtteil Fontaínhas.

Aussichtspunkt „Miradouro Fontaínhas"

Geheimtipp 3: Der Wasserpark „Parque das Águas”

Ein Stück weiter flussaufwärts liegt der Wasserpark (4) „Parque das Águas”, wegen der Städtischen Wasserwerke so benannt. In dem Park erwartet dich eine fantastisch dicht gewachsene Flora mit Bäumen und Büschen, wohltuende Ruhe – und jede Menge Brunnen. Es sind aber nicht irgendwelche Park-Brunnen, sondern alles ehemalige Stadtbrunnen, die die Anwohner einst mit Trinkwasser versorgt haben, und die hier sozusagen umgebettet an das Wasserversorgungssystem von anno dazumal erinnern. Der Park ehrt nicht nur das Wasser als kostbares Gut, sondern auch all die Künstler und Künstlerinnen, die jeden Wasserspeier zum Einzelstück erhoben haben.

Wasserpark „Parque das Águas"

Geheimtipp 4: Genuss pur im „Palácio do Freixo”

Unweit entfernt steht flussaufwärts das Prachtschlösschen „Palácio do Freixo” (5), das einer Kaufmannsfamilie von Porto gehört hat, danach lange Zeit leer stand und mittlerweile eines des besten historischen Hotels der Welt beherbergt. In der stylischen Bar schmeckt ein Milchkaffee mit Gebäck und einem Kelch Portwein am Nachmittag mit Blick auf den französisch inspirierten Park und den Douro genossen, gänzlich herrschaftlich.

„Palácio do Freixo"

Geheimtipp 5: Das mittägliche Orgelkonzert in der „Igreja dos Clérigos”

Punkt zwölf Uhr mittags besuche ich in Porto gerne die ellipsenförmige Kirche „Igreja dos Clérigos” (6) am Wahrzeichen von Porto, dem „Torre dos Clérigos”. Mit dem zwölften Glockenschlag erhebt sich ein vom Glöckner persönlich angeschlagenes Glockenspiel. Es ruft Porto zum Innehalten auf, dazu, den Alltag zu unterbrechen und sich eigenen Gedanken jenseits der Pflicht hinzugeben. Das gelingt bereits auf der Straße mit einem in den Nacken gelegten Kopf sehr gut. Noch besser ist es aber kurz nach zwölf Uhr im Kirchenschiff zum exklusiven mittäglichen Orgelkonzert, von dem man draußen vor der emblematischen Kirche stehend rein gar nichts ahnt. Nach dem Konzert schmeckt eine Bacalhau-Boulette mit Portwein-Aperitif in der „Casa Portuguesa” gleich am Turm genossen besonders köstlich.

Orgel in der „Igreja dos Clérigos"

Geheimtipp 6: Eine Fahrt mit der Tram-Linie 1

Die historische Tram der Linie 1 („Infante“) fährt unmittelbar am Douro entlang. Los geht es an der Kirche São Francisco und dann weiter bis zur Mündung im Luxus-Strandbad Foz. Die Schienen wurden im Zuge der Ernennung Portos zum Weltkulturerbe im Jahre 2001 reaktiviert. Die Fahrt bringt dich gleichzeitig der Vergangenheit und der Zukunft entgegen, denn genau den gleichen Weg wie du als Fahrgast in der Tram, unternahm 1415 Prinz Heinrich der Seefahrer, gerade 21 Jahre alt geworden, an Bord einer Armada zu seiner allerersten Expedition gen Nordafrika.

An der Endstation der Linie 1 liegt ein Park, der seinem Namen nach glücklich macht, denn er heißt „Jardim Alegre”. Dahinter deutet der Wellenbrecher an der Douro-Mündung wie ein Finger gen Horizont, und es fällt nicht schwer sich vorzustellen wie jemand flüstert: „Da entlang geht es zu deinen Träumen.”
Vielleicht bleibst du in einem der Cafés sitzen und träumst bei einem Glas Wein weiter.

Tram Linie 1 Infante Porto

Geheimtipp 7: Die „Varinas” von Afurada

Auf der anderen Seite des Douros liegt eine Gemeinde mit Fischerhafen namens „São Pedro da Afurada”. Dort leben Fischerfamilien, in denen Männer traditionell das Fischerhandwerk ausüben und ihre Frauen den Fisch verkaufen. Früher ambulant unterwegs, balancierten die Fischersfrauen den frisch gefangenen Fisch in einem Korb auf dem Kopf. Heute betreiben sie einen Stand in der modernen Fischhalle am Hafen, man nennt sie „Varinas”.

Am Nachmittag wuschen die Fischersfrauen als Zusatzverdienst Wäsche im Douro von wohlhabenden Familien am Porto-Ufer gegenüber und sangen dazu ureigene Fado-Lieder. Die Fischersfrauen sind herzliche, bodenständige, lebensfrohe, fleißige, stolze Frauen, die noch immer – und am liebsten gemeinsam – Wäsche von Hand waschen. Zwar nicht mehr im Douro, dafür im öffentlichen Waschhaus (8), und sie singen dazu.

In das Waschhaus fällt zu morgendlicher Stunde erstes Sonnenlicht und bringt den Raum, die Fliesen in den Becken, das Wasser – am allermeisten aber die Gesichter der Varinas – zum Leuchten. Dank der Bibliothekarin von Afurada, Amélia Azevedo, habe ich die „Varinas von Afurada” kennen- und schätzen gelernt. Du erkennst sie auf Anhieb, es sind Frauen mit Kittel und Schürze, die mit Hauspuschen durch Afurada laufen, unter dem Arm eine Waschschüssel, befüllt mit Wäsche, Kernseife und Waschpulver.

Tipp: Besuche unbedingt das Museum „CIPA” und das Lokal des „FC Porto” zum Fischessen vom Holzkohlegrill in Fußballatmosphäre serviert. Lokalidentischer geht nicht!

Waschfrauen Varinas Porto

Geheimtipp 8: Raus an den Strand!

An der Atlantikküste von Vila Nova de Gaia findest du über ein Dutzend Sandstrände. Parallel dazu verläuft die Bahnlinie. Mit dem Nahverkehrszug vom Sackbahnhof São Bento in Porto Richtung Aveiro steigst du an egal welcher Bahnstation aus und kommst in fünf Minuten Fußmarsch zu jedem Strand.

Von Afurada aus erreichst du aber auch zu Fuß am Fluss entlang die Lagune „Estuário do Douro” plus Dünenstrand „Praia Cabedelo do Douro”, an der südlichen Mündung. Hier weht dir kräftige Salzluft und böiger Wind der weiten Welt um die Nase, versüßt vom Panorama die Nordküste entlang bis zum Überseeterminal, das sich wie eine Schneckenhaus geformt ans Hafenbecken von Leixões schmiegt.

Strand Praia Cabedelo do Douro
Der Strand „Praia Cabedelo do Douro”

Geheimtipp 9: Die Hebebrücke „Ponte móvel de Leça”

Die Wellenbrecher des Hafens von Leixões in Matosinho, die das Hafenbecken einfassen, messen über zwei Kilometer und wurden in Handarbeit von Frauen und Männern, oftmals sogar von Kindern, Stein für Stein in riesige Stahlseilkäfige gestapelt, angelegt. Die gefüllten Stahlkäfige wurden anschließend von  Kränen abtransportiert und im Meer versenkt.

Über das Gelände im Containerhafen führt eine hydraulische Hebebrücke. Die „Ponte móvel de Leça” (10) zählt zu den größten Hebebrücken der Welt, und falls du das Glück hast mitzuerleben, wenn sie sich öffnet, siehst du eines der größten Transportschiffe der Welt bloß wenige Meter entfernt von dir vorbeischwimmen. Der Markt von Matosinhos gleich daneben bietet von Hühnchen bis zum Hummer alles, außerdem kannst du dir dort deinen Wunschfisch kaufen und in einem Marktlokal grillen lassen.

Hebebrücke „Ponte móvel de Leça"

Geheimtipp 10: Der Strand der Erinnerung

Mein geheimer Lieblingsort Nummer zehn befindet sich nördlich des Hafens. Du kannst sogar bis dorthin wandern, an der Küstenpromenade entlang, an den Klippen-Bassins, dem kulinarischen Sterne-Teehaus, der Kapelle am Meer und am Leuchtturm von Leça vorbei, immer dem Küsten-Jakobsweg folgend. Bald erreichst du den Strand der Erinnerung, den „Praia da Memória”.

Mitten in den Dünen steht ein Obelisk und ragt etwa zwanzig Meter in die Höhe. An dieser Stelle landete 1834 D. Pedro mit seinem Heer in einer Nacht und Nebelaktion mit seiner Armada an, um erstens den eigenen Bruder und dessen Heer in Porto zu überrumpeln und zu entmachten – und zweitens, um die von D. Pedro eingesetzte Verfassung zu ratifizieren. Schützenhilfe bekam der liberal und modern denkende Regent von unbeugsamen Portuensern, die sich ihm dem Kampf im Namen der Freiheit und Menschenrechte anschlossen. Zum Dank vererbte der König den Portuensern sein Herz.

Praia da Memória
Der Strand „Praia da Memória”

Geheimtipp 11: Die Hafen-Bar „Uva by Calém”

Zum Abschluss fehlt noch ein Lieblingsort, der jedoch alles andere als geheim ist: Die Hafen-Bar „Uva by Calém” in Vila Nova de Gaia. Dort am Kai sitzend, genießt du Porto auf einen Blick: Die Flotte Rabelo-Boote, den quirligen Straßenmarkt, die imposante Doppelstahlbrücke, das Flussviertel, die Kathedrale und den Bischofspalast, kurzum das ganze romantische Weltkulturerbe. Am besten mit Herzmenschen und Porto-Tónico Cocktail – am allerbesten bei Sonnenuntergang.

Viel Spaß beim Lesen meines neuen Buches und natürlich in Porto wünscht Catrin Ponciano!

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Die Schriftstellerin Catrin Ponciano lebt in Portugal und arbeitet hauptberuflich als Journalistin, Essayistin und Autorin. Die ehemalige Küchenchefin wagte 2006 einen Neuanfang, legte das Messer aus der Hand und nennt seither einen Stift ihr Werkzeug. Ihre Themen umspannen Portugals Kultur und Lebensart. Poncianos Kriminalromandebüt „Leiser Tod in Lissabon“ wurde 2021 mit dem Debütpreis der Stuttgarter Kriminächte ausgezeichnet. Die Reiselektüre „111 Orte in Porto die man gesehen haben muss“ ist ihr dritter 111-Orte-Band – nach „111 Algarve“ und „111 Alentejo“. Die Autorin ist Mitglied im Syndikat für deutschsprachige Kriminalliteratur, im PEN-Berlin, sowie bei der 42er-Autoren. Hier geht's zu ihrer Autoren-Webseite.

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