Madeira ist nicht nur der Name der bezaubernden, portugiesischen Blumeninsel im Atlantik, sondern auch die Bezeichnung des dort produzierten Likörweins. Der traditionsreiche Madeirawein ist wahrlich einzigartig: Denn der fruchtbare Boden, das ganzjährig milde Klima, die edlen Rebsorten sowie die besonderen Reifungsprozesse Canteiro und Estufagem machen den Madeirawein zu einer echten Spezialität! Ende August bis Anfang September findet die Weinlese statt und mit ihr die Festa do Vinho Madeira,eine Hommage an den wunderbaren Wein mit seiner jahrhunderte Jahre alten Geschichte.
Seinen ganz besonderen Charakter bekam der Madeirawein durch einen Zufall: Um 1700 waren einige Ladungen aus Hongkong nach Madeira zurückgebracht worden, wo britische Matrosen beschlossen, den Wein selbst zu trinken. Es zeigte sich, dass die Wärme bei dem Transport über den Äquator den Geschmack vorteilhaft beeinflusst hatte. Der Wein war süßer geworden und hatte mehr Umdrehungen. Beides war der Hitze zuzuschreiben, der die Fässer auf dem langen Weg ausgesetzt gewesen waren. Fortan wurden sämtliche Fässer, auch wenn sie für England bestimmt waren, erst einmal über den Äquator „spazieren gefahren“.
Übrigens: Auch das noch heute übliche Verstärken des Weins durch den Zusatz von Brandy – dem so genannten „Aufspritten“ – ist einem Zufall zu verdanken. Denn als Napoleon den Seehandel vor Madeira blockierte und die Händler Gefahr liefen, auf einer Riesenmenge von Fässern sitzen zu bleiben, nutzen sie Brandy, um die Haltbarkeit zu verbessern.
Madeirawein: Traditionsreiche Veredelungsverfahren
Die Schiffsreise zur Veredelung des Madeiraweins – Torna viagem genannt – wurde nach und nach durch das Canteiro-Verfahren ersetzt, bei dem die Fässer mit dem aufgespritteten Wein unter dem Dach der Adega gelagert werden, wo sich die Hitze staut und der Wein auf natürliche Weise karamellisiert. Dieses Verfahren wird heutzutage aus wirtschaftlichen Gründen kaum mehr angewendet. Denn der Volumenverlust von rund drei Prozent pro Jahr im Holzfass führt über die oft jahrzehntelange Reifelagerung zu erheblichen Kosten gegenüber der modernen, schnellen und verlustfreien Erhitzung, der Estufagem-Methode. Hierbei wird der Wein in Edelstahltanks gelagert, die maschinell auf bis zu 50°C erhitzt werden. Anschließend wird dem Madeira eine dreimonatige Ruhepause gegönnt, der sogenannte Estágio. Danach lagert der eigentlich fertige Madeira noch mindestens weitere zwei Jahre, bevor er in den Handel kommt. Denn gut Ding will Weile haben!
Unser Tipp: Halten Sie nach Weinen von Vinhos Barbeito Ausschau. Das 1946 gegründete Unternehmen wird von Ricardo Diogo Vasconcelos de Freitas in dritter Generation geführt und ist eine der letzten Canteiro-Adegas. Der Familienbetrieb hat sich zu einem der Top-Player der Branche entwickelt, da es sowohl auf Vintage-Weine (=Jahrgangsweine) setzt als auch einfache Madeiraweine produziert und dabei fast durchgehend auf die zusätzliche Beigabe von Karamell zur Verstärkung von Farbe und Geschmack verzichtet.
Traditioneller Wein-Anbau auf Madeira
Eine weitere Besonderheit bei der Herstellung des Madeiraweins ist die klare Trennung von Anbau und Verarbeitung: So kaufen die Produzenten, bei denen es sich größtenteils um traditionsreiche Familienbetriebe handelt, die Trauben von den hunderten Kleinbauern auf der Insel, deren Parzellen selten größer sind als ein typischer Hausgarten. Der nur sehr kleine Anteil von 400 Hektar Weinanbaugebiet erstreckt sich hauptsächlich entlang der Küste. Die Weinberge, die zum Teil als Pergola gebaut werden, befinden sich auf sehr steilem Terrain, das eine mechanische Bewirtschaftung nahezu unmöglich macht. Entsprechend geschieht vom Weinanbau bis zur Lese so gut wie alles in traditioneller Handarbeit und mit viel Liebe.
Madeirawein ist und bleibt etwas ganz Besonderes. Wenn Sie ihn schon einmal gekostet haben, wissen Sie, wovon wir sprechen. Wer noch nie ein Gläschen von dem vollmundigen, reichen, fruchtigen und edlen Wein getrunken hat, sollte es schleunigst nachholen! Zum Beispiel während des Weinfests, der Festa do Vinho, das seit Ende der 1970er jährlich eine Woche lang von Ende August bis Anfang September gefeiert wird, um an die gesellschaftliche wie wirtschaftliche Bedeutung des Madeira-Weinbaus für die Insel zu erinnern.
Im Zeichen des Weins – Weinfest Festa do Vinho auf Madeira
Das Fest beginnt in der Gemeinde von Estreito de Câmara de Lobos auf einem für Madeira typischen Landgut. Touristen und Einwohner sind eingeladen, an der Weinlese teilzunehmen, die traditionell von Hand erfolgt, sowie an dem Stampfen der Trauben in einer Kelterei. Selbstverständlich darf der frische Wein direkt probiert werden. Es folgt eine Prozession, an der farbenfrohe Folkloregruppen und volkstümliche Gruppen teilnehmen.
Die Innenstadt von Funchal, genauer gesagt die Promenade der Avenida Arriaga, wird während des Weinfests mit zahlreichen Weinbaugeräten geschmückt, so dass Sie sich Kelter, Fässer, Holzfässer, Weinlesekörbe und traditionelle Transportmittel anschauen können. Lebende Bilder und Figuren stellen die Bräuche des Weines auf Madeira szenisch dar, wie beispielsweise das Stampfen der Trauben oder die regionalen Sitten der Handwerker. Es finden Auftritte von regionalen Folkloregruppen und Bands mit traditioneller, fröhlicher madeirensischer Musik statt. An jeder Ecke können Sie die köstlichen Spezialitäten der Insel – Speisen wie Getränke – probieren.
Unser Tipp: Besuchen Sie das kleine Weinmuseum, das die Madeira Wine Company in der Rua São Francisco beherbergt. In dem Museum können Sie sich über die Geschichte des Madeiraweines informieren und im Rahmen der zweimal täglich stattfindenden Führung u. a. die modernen Abfüllanlagen, die Küferei und das riesige, schummrige Lager im Obergeschoss besichtigen, in dem ständig an die 10.000 Fässer lagern. Probieren und kaufen dürfen Sie natürlich auch.
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