Das romantischste Ereignis von Lissabon findet immer am 12. Juni statt, wenn sechzehn Brautpaare vor den Altar der Kathedrale Catedral Sé de Lisboa treten. Das wahre Lissabon-Stadtfest!
Was einst als uralter Brauch begann, ist heute ein gesellschaftliches Großereignis in der Lissaboner Kulturszene. Radio, Fernsehen, Presse, sind mit dabei. Einmal im Jahr legen sechzehn Paare am Antonius-Tag gleichzeitig das Ehegelübde ab. Und damit laut die Überlieferung, den Segen des Schutzheiligen der Hochzeitspaare erhalten. Eltern, Verwandte, und jede Menge Wildfremde sind außerdem dabei, wenn die frisch Getrauten, draußen vor dem imposanten Portal auf der Freitreppe für die Fotografen und das Familienalbum posieren. Und das alles in der ältesten katholischen Kirche Portugals! Ein richtiges Lissabon Stadtfest und Du kannst mit dabei sein.
Die Luft ist erfüllt vom Lachen der Frischvermählten und vom leisen Rascheln schneeweißer Brautkleider. Es duftet nach Parfüm, die den Platz vor der ehrwürdigen Kathedrale mit Brautglück und Bräutigams Stolz bestäuben. Und aromatisiert von den vielen bunten Blüten, der kunstvoll gebundenen Brautbouquets. Rund um die Brautpaare postieren Eltern und Geschwister, sowie Freunde und Verwandte, und alle strahlen sie im Glücksrausch von Lissabon in das Blitzlichtgewitter. Bilder, die jedem bei dem Lissabon Stadtfest, im Gedächtnis bleiben.
Lissabons Schutzpatron Santo António de Pádua
Santo António de Pádua, der Schutzheilige für Brautpaare – und Schutzpatron von Lissabon – stammt gebürtig aus Lissabon. Er wurde 1195 getauft auf den bürgerlichen Namen Fernando de Bulhões und wuchs in einem Haus in der Rua Negra, gegenüber der Kathedrale, auf. Das Haus seiner Familie ist längst verschwunden, an seiner Stelle steht die Santo António Kirche. Und die Bronze-Statuette auf dem Platz davor, zeigt einen Mönch in Kutte, mit Haarkranz und Glatze. Er trägt eine Bibel auf der geöffneten Hand. Obendrauf sitzt ein Kind und verkörpert so dargestellt den Schutzeiligen António.
Ordensgemeinschaften
Aufgewachsen mit der elterlichen Bestimmung, in den königlichen Ritterorden einzutreten, bat der junge Mann stattdessen um die Aufnahme in den Augustiner-Orden im Kloster São Vicente de Fora in Lissabon. Nach seinen Theologie-Studien in Coimbra, ging er nach Italien, wechselte in den Franziskaner-Orden. Dort nahm er den Namen António an, in Wertschätzung für den Eremiten Antão, der einst in die Wüste ging, um den Versuchungen zu widerstehen.
Als Prediger in Italien
Als Prediger machte António in Italien in der Provinz Pádua von sich Reden. Die Geschichte von seiner Predigt zu den Fischen, die mit dem Kopf aus dem Meer herauslugten. Die Fische kamen um seinen Worten zu lauschen. So geschehen in einem Fischerdorf voller Heiden, die weder von ihm, noch von der Heiligen Schrift etwas wissen wollten, Wunder. Danach ließen sich die Menschen dort taufen. Und dies gilt als eines der insgesamt acht Wunder, die António nachgesagt werden. Diese Wunder sind in etlichen Kunstwerken, wie zum Beispiel als Azulejo-Bild an der Wand in der Taufkapelle in der Kathedrale verewigt.
Die Portugiesen, speziell die Lissaboner, verehren ihren Santo António. Die Stadt würdigt ihren Schutzpatron jedes Jahr wieder mit einem eigenen Festakt. Jedes Jahr am 12. Juni beginnt der Festakt mit der gemeinschaftlichen Hochzeitszeremonie. Gefolgt von einer Folklore-Tanzparade am Abend des 12. Juni. Und fortgesetzt am 13. Juni nachmittags mit einer würdigen Prozession in Gedenken an seinen Tod. Und damit ist das Lissabon Stadtfest zu Ende.
Folklore-Parden beim Lissabon-Stadtfest
Der Folklore Aufmarsch beginnt am 12. Juni gegen 17 Uhr auf der Avenida da Liberdade. Mitglieder*innen sämtlicher örtliche Folklore-Musikvereine marschieren auf, bekleidet mit fantasievoll geschmückten Trachten. Sie eröffnen offiziell den jährlich wiederkehrenden Stadtfestzyklus Santos Populares mit den sogenannten Volkstanz-Märschen, Marchas Populares. Damit wird das Startsignal für die Straßenfestsaison in Lissabon gezündet.
Lissabon-Stadtfest: Tanzen darf nicht fehlen
Jeder Platz vor jeder Kirche in den Gassen der Alfama, in der Mouraria, in Graça, im Bairro-Alto, in Santa-Maria Maior, in São Miguel, überall dort, wo ein Holztisch, zwei Holzbänke, eine Zapfanlage, ein Grill Platz finden, und trotzdem genügend Raum zum Tanzen bleibt, wird gefeiert. Die ganze Stadt ist auf den Beinen und strebt in die Altstadt, um ihren Tanzverein aus ihrem Viertel anzufeuern. Touristen stehen Spalier und staunen über die Hingabe und Passion der Tanzenden und die der begleitenden Musiker. Lissabon atmet Folklore ein und pure Lebensfreude aus. Mit jedem Trommelwirbel, mit jeder geschmetterten Strophe, in jeder Pirouette. Ein Erlebnis, welches unter die Haut geht.
Beim Lissabon-Stadtfest ist Mitmachen angesagt
Im Anschluss an die Hauptparade auf der Allee der Freiheit Avendida da Liberdade zieht die Volkstanz-Karawane weiter von Viertel zu Viertel, die Tanzenden animieren zum Mittanzen und zum Mitsingen, und verbreiten Festlaune bis in die frühen Morgenstunden. Überall begegnen sich Menschen mit strahlenden Augen. In der einen Hand ein Glas frisch gezapften Roten aus dem Fass, in der anderen Hand eine Scheibe Brot mit einer rösch gegrillten Sardine obenauf. Die Grillkohle glüht, die charakteristische Duftwolke von gegrillten Sardinen zieht durch die Gassen und macht sofort Lust, sich auf der Stelle mitten hinein in das lebensfrohe Getümmel zu stürzen.
Ein Sommer voller Lissabon-Stadtfeste
Der Heilige Antonius-Tag am 12. Juni ist aber nur der erste Volksheiligen-Festtag. Ihm folgt der Heilige Johannes und der Heilige Petrus. Wer aber nun denkt, mit dem Ende der Santos Populares sei die Festsaison vorbei, irrt. Lissabon singt und tanzt weiter. Musik-Konzerte diverser Genres in den urigen Straßenbahnen werden geboten. Pop-Konzerte im Park der Nationen. Orgelmusik und Gitarren-Recitals in den Kirchen. Fado auf der Burg. Die Metropole am Tejo-Fluss bleibt bis Ende August kunterbunt mit Papiergirlanden und Kugeln geschmückt, die Grillstationen bleiben stehen, Holzbänke und Tische auch, und in jedem einzelnen Stadtviertel feiert man den Sommer, die Liebe, und die Leichtigkeit des Seins.