Wer die Algarve bereits kennt, hat vielleicht schon von dem Gebirgszug Serra de Monchique gehört. Nur wenige Kilometer von der Küste entfernt zeigt die Region hier ihre ländliche, ursprüngliche Seite und bietet Wanderern mit den Gipfeln Foia und Picota zwei lohnenswerte Ziele.
Besonders im Frühjahr kleiden sich die sanften Hügel in den schönsten Farben: weiße Zistrosen, gelbe Lupinen, violette Judasbäume, Mispeln, Pfingstrosen und Zitronenbäume, die sich unter der Last der Früchte biegen.
Wir starten unsere Wanderung am Ortsausgang von Monchique und folgen dem Hinweisschild Richtung Picota. Mit 774 Metern ist er die zweithöchste Erhebung des Monchique-Gebirges. Von der geteerten Straße biegen wir rechts sogleich auf einen Waldweg ab. Die April-Sonne blinzelt verstohlen durch die Kronen der Korkeichen. Diese knorrigen Bäume, die außer an der Algarve besonders im Alentejo wachsen, liefern den Rohstoff für Flaschenkorken, Bodenbelag und Schuhe aber auch für ausgefallenere Accessoires wie Hüte, Handtaschen, Schmuck und sogar Regenschirme.
Bis eine Korkeiche „erntereif“ ist braucht es allerdings Geduld: OLIMAR Reiseleiterin Sandra Custódio erklärt, dass die Bäume zunächst 20 bis 25 Jahre wachsen müssen, bevor man erstmals eine Korkschicht vom Stamm abtragen kann. Bis zum nächsten Schälen dauert es weitere neun bis zehn Jahre, da die Rinde pro Jahr nur wenige Millimeter wächst. Damit die Korkeichen nicht aus Versehen zu früh geschält werden, wird jeder Baum mit dem letzten Schäldatum gekennzeichnet.
Ein Wald mit Nummern
So erhellt wandern wir durch den „nummerierten“ Wald, begleitet nur vom Gezwitscher der Vögel. In sanften Serpentinen schlängelt sich der Wanderweg Richtung Gipfel, Eukalyptus- und Erdbeerbäume wechseln sich jetzt mit den Korkeichen ab. Der Erdbeerbaum liefert mit seinen roten, stacheligen Früchten die Grundlage für den Medronho, einen in Portugal beliebten Obstschnapps (s. auch dazu diesen Sonnenseiten-Artikel).
Vor einem einsamen Gehöft beäugt uns ein Anwohner leicht skeptisch. Portugiesen – vor allem der älteren Generation − erschließt sich nicht unbedingt, warum Touristen die Berge hinauf schnaufen. Besonders in den abgelegenen Bergregionen verbinden die Menschen damit alltägliche Mühsal, den Supermarkt „um die Ecke“ gibt es hier eben nicht.
Dafür Natur pur. Als wir nach ca. einer Stunde ein Hochplateau erreichen, weht uns ein rauer Wind entgegen, also schnell wieder rein in die Jacken. Auch die Vegetation ist jetzt robuster mit niedrigen Kiefernbüschen, Steineichen und Baumheide. Diese geben einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden grünen Hügel bis hin zur Küste und dem blau schimmernden Atlantik frei – Algarve von oben. Das letzte Stück zum Gipfel mit einem Aussichtsturm führt über schroffe Granitfelsen. Wir begnügen uns mit dem Blick dorthin und machen uns an den Abstieg. Auf dem steil abfallenden Schotterweg machen sich jetzt auch die Wanderschuhe bezahlt. Nach rund 20 Minuten gelangen wir auf eine geteerte Straße und wandern in breiten Serpentinen entlang blühender Wiesen und Obstbäume zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Spektakuläre Küstenwanderungen
Neben dem Hinterland der Algarve lädt auch die Küste zu ausgedehnten Wanderungen mit herrlichen Aussichten ein. Die Rota Vicentina verläuft vom Cabo de São Vicente im äußersten Süden bis nach Santiago do Cacém im Alentejo immer entlang der Westküste. Der Fernwanderweg ist in die 230 Kilometer lange „historische Route“ und den anspruchsvolleren, ca. 120 Kilometer langen „Fischerpfad“ unterteilt.
Während die historische Route über Berge und Täler, durch urige Dörfer und Korkeichenhaine im Hinterland führt, verläuft der Fischerpfad durch Dünenlandschaften, über kilometerlange Strände und schroffe Felsen immer am Atlantik entlang. Ein einmaliges Naturerlebnis, bei dem der Wanderer die wilde, manchmal schroffe Seite dieser einmaligen Küstenlandschaft erlebt. Hier geht’s zu einem ausführlichen, mehrteiligen Artikel über die einzelnen Etappen der Rota Vicentina.
Die sanftere Südküste lässt sich ebenfalls abseits ausgetretener Pfade erkunden: zum Beispiel über die spektakulären Klippen bei Lagos und Carvoeiro und in der einmaligen Dünenlandschaft der Ria Formosa.
OLIMAR Tipps
Hotels:
Memmo Baleira Hotel, Sagres: In herrlicher Panoramalage an der Bucht Sagres erwartet Sie dieses moderne Hotel, das vor einigen Jahren grundlegend renoviert wurde. Ab 37 € p. P./Nacht inkl. Frühstück.
Vila Palmeira, Lagos: Wenige Kilometer außerhalb von Lagos, erwartet Sie eine der besten Appartement-Anlagen der Region. Sie steht unter deutsch-schweizerischer Leitung und wird mit viel Sorgfalt und Liebe geführt. Ab 44 € p. P./Nacht im Appartement inkl. Frühstück.
Pestana Palm Gardens, Carvoeiro: Viel Platz und Ruhe sind die Kennzeichen dieser Ferienanlage mit anspruchsvollen Reihenhäusern. Das Resort liegt in Panoramalage auf einem
Felsplateau oberhalb der Badebucht „Vale de Centianes“. Drei Nächte im Studio ohne Verpflegung ab 55 € p. P.
Rundreisen:
Bade- und Wanderparadies Rota Vicentina: 10-tägige Mietwagen-Rundreise entlang der unberührten Küste Portugals, ausgehend von Lissabon bis an die Algarve. Ab 460 € p. P. inkl. Hotelübernachtungen, Frühstück, 4-stündige geführte Wanderung, Mietwagen und ausführliche Reiseunterlagen.
Panoramawandern entlang der Rota Vicentina: 8-tägige individuelle Wander-Reise, auf der die reizvollsten Teilabschnitte des Fernwanderwegs Rota Vicentina erwandert werden. Ab 486 € p. P. inkl. Hotelübernachtungen, Frühstück, Hoteltransfers und Gepäcktransfers sowie ausführlichen Reiseunterlagen mit Routenvorschlägen und Landkarte. Hier geht’s zu einem ausführlichen Erlebnisbericht über die Rota Vicentina Wanderung.
Küsten- und Bergwandern an der Algarve: Auf dieser geführten Wanderreise entdecken Sie in 8 Tagen die atemberaubenden Landschaften und eine eindrucksvolle Vielfalt natürlicher Ressourcen. Ab 1.022 € p. P. inkl. Hotelübernachtungen mit Frühstück, Flug nach/ab Faro, geführten Wanderungen inkl. Transfers und mehr.