Im Laufe der jahrhundertelangen Geschichte der Azoren spielt der Glaube eine sehr große Rolle. Egal, ob Angriffe von Piraten und Rebellen, oder Naturkatastrophen wie Erdbeben: Die Religion war meist der einzige Halt für die Bevölkerung. Daraus haben sich bis heute schöne Traditionen und Feiertage bewahrt. Eines der wichtigsten Feste auf São Miguel ist Santo Cristo dos Milagres.
Als im Jahre 1700 die Erde auf São Miguel mehrere Tage lang bebte, viele Wohnhäuser komplett zerstört waren und es bereits viele Tote zu beklagen gab, hatte man die Hoffnung auf ein Ende der Beben bereits aufgegeben. Nur noch ein Wunder, so glaubten die Azoreaner, könne ihnen nun noch helfen. Und so versuchten sie, diesem Wunder nachzuhelfen: Der Kirchenrat, viele Mitglieder des Adels sowie des Volkes versammelten sich vor dem Esperança Kloster in Ponta Delgada, um der heiligen Figur des Santo Cristo dos Milagres (zu deutsch: dem Heiligen Christus der Wunder), die Ehre zu erweisen und diese durch die Stadt zu tragen.
Die damals noch recht kleine Prozession startete also an dem Convento da Esperança und führte an allen Klöstern und Kirchen der Stadt vorbei bis, völlig unerwartet, die Heiligenfigur plötzlich herunterfiel und kerzengerade, ohne auch nur einen Kratzer abzubekommen, auf dem Boden landete. Und in diesem Augenblick geschah das Wunder: Die Erde hörte auf zu beben! Die Bevölkerung verstand dies als ein Zeichen und dankt dem Herrn seither für dieses Wunder. Dies ist der Ursprung der Festwoche Santo Cristo dos Milagres, dem größten Fest der Azoren.
An jedem fünften Sonntag nach Ostern ist es in jedem Jahr so weit und die Stadt Ponta Delgada erwacht so richtig zum Leben. Es kommen Besucher und Gläubige aus der ganzen Welt nach São Miguel, um bei den Feierlichkeiten zum Santo Cristo dos Milagres dabei zu sein. Für die Fluggesellschaften und Hotels ist dies die Hochsaison schlechthin – und wer kurzfristig für diesen Zeitraum noch ein Zimmer sucht, der hat in der Regel eher weniger Glück.
Bereits Wochen vorher beginnen fleißige Einheimische mit dem Schmücken der Stadt, dem Aufbauen von Buden und der Organisation der Feier. Allein 70 Männer sind damit beschäftigt, die über 160.000 Glühbirnen zu befestigen, welche die Stadt in ein wahres Lichtermeer verwandeln. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kunstwerk! Jede einzelne Birne wird per Hand, je nach Farbe, so eingesetzt, dass die Kirche nach Vollendung jedem Besucher, egal ob gläubig oder nicht, den Atem raubt. Außerdem entstehen auf den Straßen herrliche Blumenteppiche – ein Meer aus abertausenden Blüten, die schöne Muster bilden.
E
s folgen Tage voller Emotionen! Viele Azoreaner gehen in der Sonntagsprozession mit, um zu Danken und um Teil der Tradition zu sein. Viele behalten aber auch den jahrhundertelangen Brauch bei und rutschen auf Knien einmal um den „Campo de São Francisco“.
Dieses Fest ist ein Wechselbad der Gefühle: Leid und Freude liegen sehr nah beieinander. Auf der einen Seite die Religion und der Glaube und auf der anderen Seite das Zusammenleben, Lachen und Tanzen in einer der vielen Imbissbuden, Marktplätze oder Getränkeständchen. Die laute Musik erinnert an eine Kirmes, die vielen bunten Ausstellungen lassen die Kultur widerspiegeln und das gute Essen vereint Jung und Alt sowie Einheimische und Touristen. Man rückt näher und unterhält sich, auch wenn man sich noch nie zuvor gesehen hat. Und eines ist sicher: egal ob man wegen des Glaubens, aus Neugierde oder nur zum Feiern an den Festivitäten teilnimmt – es wird für jeden etwas Magisches und Besonderes haben!
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