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Buchtipp: “Leiser Tod in Lissabon” – Krimi von Catrin George Ponciano

Buch Leiser Tod in Lissabon

Unsere Sonnenseiten-Autorin Catrin George Ponciano hat soeben ihren ersten Kriminalroman herausgebracht. Wir durften ihn bereits lesen und finden: “Leiser Tod in Lissabon” ist nicht nur ein richtig spannender Krimi. Es ist auch eine packende Reise in die jüngste Vergangenheit Portugals, erzählt durch die Augen liebevoll beschriebener Protagonisten. Eine ganz klare Buchempfehlung daher für Krimifans, Lissabon-Freunde und Portugal-Urlauber!

Wir haben die Autorin zur Entstehung und Geschichte des Buches interviewt und konnten ihr am Ende einige persönliche Lissabon-Tipps entlocken.

Liebe Frau George Ponciano, wir kennen und schätzen Ihre Sonnenseiten-Artikel und Ihren Urlaubs-Ratgeber „111 Orte an der Algarve, die man gesehen haben muss“. Darin erzählen Sie wunderbare Geschichten über Land, Leute & Kultur und geben wertvolle Tipps, um Portugals Süden abseits der touristischen Haupt-Attraktionen kennen und lieben zu lernen. Nun haben Sie sich einem auf den ersten Blick völlig anderen Genre gewidmet: Ihr allererster Kriminalroman ist soeben erschienen. Wie kam es denn dazu?

Catrin George Ponciano in Lissabon © Marion Louca

Catrin George Ponciano: Herzlichen Dank für die kollegial herzliche Vorstellung. Darin verbirgt sich sogar ein Teil der Antwort auf Ihre Frage. Den Wunsch einen Roman oder Kriminalroman zu schreiben, hege ich nicht erst seit heute. Meine journalistische Arbeit mit Thema Portugal hat mich allerdings in den vergangenen Jahren gut beschäftigt, mir viel Freude bereitet, und über einhundert Artikel sowie drei literarische Reiseführer beschert . Trotzdem habe ich den Traum von einem Roman weitergeträumt. Während meiner Recherche im vergangenen Jahr über die Widerstandsbewegung in Portugals Diktatur, lernte ich einen Zeitzeugen kennen, der die Nelkenrevolution 74 und den Militärputsch ein Jahr später miterlebt hat. Was er mir aus dem Militärpolizeialltag erzählt hat, waren allerfeinste Zutaten für einen Roman – einen Kriminalroman – aufgebaut auf der traumatischen Ruptur zwischen Hoffnung und Realität. Angestachelt bis in die Haarspitzen von dem eindrucksvollen Blick hinter die zeitgeschichtliche Kulisse, setzte ich mich hin, und begann zu plotten, sprich, eine Geschichte zu entwickeln, in der exakt diese Ruptur aufersteht.

Verraten Sie unseren Lesern kurz, worum es in der Geschichte geht?

C. G. P.: Der Klappentext sagt: Der Hitzesommer hat Portugals Hauptstadt fest im Griff, als ein Toter in der Kirche São Miguel im malerischen Altstadtviertel Alfama gefunden wird. Inspetora-Chefe Dora Monteiro erkennt auf den ersten Blick, dass der Mord nicht zufällig genau an dieser Stelle geschah. Ein vergilbtes Foto führt sie auf die Fährte eines mächtigen, aber seit Jahrzehnten tot geglaubten Mannes. Ist er der Mörder? Je weiter Dora ermittelt, desto tiefer gerät sie in ein gefährliches Netz aus alten Seilschaften, die in die jüngste politische Geschichte Lissabons zurückreichen …

“Leiser Tod in Lissabon” von Catrin George Ponciano
emons Verlag
272 Seiten
ISBN 978-3-7408-0783-2
13 €

In meinem Krimi geht es um das Begleichen einer alten Schuld, darum, wozu Liebe fähig sein kann – und um Verzeihen. Eingebettet in einen fiktiven Roman mit zwei Handlungssträngen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, und doch alles – lade ich die Leser/-innen ein zu einem brisant-politischen Zeitsprung nach Lissabon, mit viel Lokalkolorit, und auf die mörderische Fährte zu einem Verbrechen, das vor 46 Jahren stattgefunden hat und das Motiv für „Leiser Tod in Lissabon“ in der Gegenwart liefert.

Ihr Krimi entführt den Leser nicht nur in die spannende Welt eines politisch motivierten Mordes, sondern gleichzeitig auch in die bewegte jüngere Vergangenheit Portugals. Was hat Sie an diesem Thema gereizt?

C. G. P.: Portugal ist eine junge Demokratie. Noch vor dem zweiten Weltkrieg hat die Regierung den Ein-Mann-Staat unter Salazar mit klerikal-faschistischem Regime aufgebaut und bis 1974 aufrecht halten können. Seit den 50er Jahren gab es jedoch bereits organisierte Widerstandszellen, die sich nach und nach zusammengerauft haben und mit Hilfe des bewaffneten Militärs in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1974 die Diktatur stürzen konnten. Mich reizte die Vorstellung von der stets präsenten Gefahr vor Verrat und Verhaftung, die Widerstandskämpfer bereit waren auf sich zu nehmen, um ihre Familien, ihre Nachbarn, ihre Nation vom Joch der Unterdrückung zu befreien, um darum herum eine fiktive Geschichte zu konstruieren. Die Aktivisten liefen schließlich ständig Gefahr, den Agenten der PIDE-Miliz in die Fänge zu geraten, und bestenfalls „nur“ verhört zu werden. Alles Schicksale, die längst noch nicht erzählt wurden, weil die Gefolterten und Gedemütigten das Schreckliche für sich behalten. Doch selbst die Angst vor Verhör und Folter, konnte die Bauern und Arbeiter damals nicht davon abhalten, für ihre Freiheit aufzubegehren.  Das imponiert mir und ich frage mich, ob wir heutzutage dazu bereit wären, Repressalien oder gar den Tod in Kauf zu nehmen, um für unsere europäische Freiheit zu kämpfen.

Tatsächlich schaffen Sie es auch mit diesem Werk wieder, die Reiselust des Lesers anzufachen. Die Protagonistin ermittelt inmitten des Gassenlabyrinths von Lissabons Alfama. Man begleitet sie zu bekannten und auch versteckten Orten und lernt teils schrullige, fiktive Altstadt-Bewohner kennen und lieben. War das beim Schreiben auch ein kleiner Hintergedanke? Die Leser auf Lissabon neugierig zu machen?

C. G. P.: Ja. Unbedingt. Wir begegnen in meinem Roman ständig wieder einmal dem sogenannten „rasenden Touristen“, der sich in Gruppen gezwängt durch Lissabon schleppen lässt. Sollte es mir gelingen, durch dosiert eingestreute, alltägliche Szenen in „Leiser Tod in Lissabon“, Nicht-Lissabon und Lissabon-Kennern die Metropole ein Stück weit anders zu eröffnen und ihre Neugierde zu erwecken,  Lisboa langsam, innehaltend wahrzunehmen und zu erleben, dann freut mich das besonders. In jedem malerischen Haus in der Alfama lebt der Geist mehrerer Generationen fort. Ihre Anwohner haben Alltagspflichten, Nöte, Sorgen und Träume – und sind Menschen wie Sie und ich – wie wir alle.

Ich stelle mir vor, dass Sie beim Schreiben in einem kleinen Straßencafé in der Alfama gesessen und sich haben inspirieren lassen…?

C. G. P.: Schön wäre das, aber Schreiben ist Arbeit und Arbeit und Arbeit, auf einem bequemen Stuhl am Schreibtisch.  Natürlich kenne ich Lissabon und die Alfama ganz besonders gut. Mir gefällt das Funktionieren im Viertel, wo mir hin und wieder Menschen von Ereignissen aus ihrem Leben erzählen. Das hilft mir zu begreifen, wie das Volk empfindet und denkt– und wie weit die Politik davon weggerückt ist. Eine Diskrepanz, die mich betrübt. Als Beobachterin. Trotzdem sitze ich, wann immer es möglich ist, verträumt in der Alfama im Café oder auf einem Mauervorsprung – und denke mir neue Geschichten aus.

Das lässt hoffen! Wissen Sie schon, ob Sie Inspektorin Dora in weiteren spannenden Kriminalfällen ermitteln lassen werden? Ist eine Fortsetzung geplant?

C. G. P.: Lassen wir uns überraschen…

Zum Schluss würden wir gern noch Ihren ultimativen Lissabon-Geheimtipp erfahren. Haben Sie einen Lieblingsort in der Stadt am Tejo?

C. G. P.: Ich habe drei besondere Lieblingsorte: Das Sofa im Patio in der Gin-Bar „for friends“ in der Embaixada am Princípe Real.

Die Dachterrasse in der „Lisboa-Bar“ an der Calçada do Duque am Hinterausgang des Rossio Bahnhofs zur „blauen“ Stunde, mit Blick auf das Kastell de São Jorge.

Der Kirchplatz hinter der Igreja de São Miguel Kirche auf den Stufen sitzend.

Danke, liebe Frau George, für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen ganz viel Erfolg mit Ihrem Buch und freuen uns auch schon auf Ihren nächsten Sonnenseiten-Artikel!

Kategorie: Kunst & Kultur

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Katharina zieht es sie im Urlaub vor allem auf die größeren und kleineren Inseln aus dem OLIMAR Programm. Denn: dort ist das Meer nie weit entfernt. Wassersport, Wandern, Biken und andere Aktivitäten gepaart mit Kultur und Natur – diese Kombi macht für sie den perfekten Urlaub aus.

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