Wer den Tag mit einem Cappuccino und einer guten Brioche in einer Bar von Bologna beginnt, spürt das besondere Flair sofort. Am Tresen stehen ausschließlich Einheimische, die mit dem Inhaber über das Wetter, die Wirtschaft und die zur Wahl stehenden Kaffeesorten fachsimpeln: Sollen sie den Java oder den Malabar bestellen? Oder besser gleich die Spezialität des Hauses, einen Espresso mit einem Klacks hausgemachter Zabaione?
Mercato delle Erbe, Bolognas prächtige Markthalle
Bologna genießt selbst im gastronomisch privilegierten Italien eine Sonderstellung. Natürlich sind die Bewohner stolz darauf, dass ihre Stadt “la dotta” (die Gebildete) genannt wird, weil ihre 1088 gegründete Universität die älteste der westlichen Welt ist. Wichtiger ist ihnen aber der Beiname “la grassa” (die Fette) sowie die Tatsache, als inneritalienisches Schlaraffenland zu gelten. Erste Anzeichen findet man auf dem prächtigen mittelalterlichen Mercato delle Erbe. In der Halle liegen Tomaten, Artischocken und Pfirsiche in diversen Farben und Formen auf den Verkaufstischen, an einigen Ständen gibt es 36 und 48 Monate lang gereiften Parmigiano Reggiano und tagesfrischen Ziegenquark, an anderen werden feinster Parmaschinken und Mortadella aufgeschnitten – ein Panino mit Mortadella ist ein einzigartiges Erlebnis.
Must-see: Nudelshop mit hausgemachter Pasta
Eine weitere kulinarische Attraktion wartet gleich neben der Markthalle: Le Sfogline, der kleine Nudelladen der Zappoli-Schwestern. Schon am frühen Nachmittag zeugen nur noch handgeschriebene Zettel in leeren Pappschalen von dem, was es zu kaufen gab: Tortelloni, Tortellini, Passatelli, Gnocchi, Tagliatelle, Taglioline, Quadrettini – alles in der Werkstatt gleich hinter dem Verkaufsraum in Handarbeit produziert. Ein ähnliches Angebot liegt bei Sfoglia Rina in der Vitrine. Inhaber Lorenzo Scandellari hat das Handwerk von seiner Großmutter gelernt und vor ein paar Jahren im Quadrilatero, dem historischen Einkaufsviertel der Stadt, ein “laboratorio” mit angeschlossenem Restaurantbetrieb eröffnet. Auf der Schiefertafel stehen die aktuellen Tagesgerichte, am großen Gemeinschaftstisch bleibt um die Mittagszeit selten ein Stuhl frei.
Beliebte Shoppingadresse: Bolognas Einkaufsmeile unter den Arkaden
Ganz in der Nähe, unter den Arkaden der pittoresken Via de’Musei, befindet sich der wohl schönste Einkaufstempel der Stadt. Es gibt Läden mit schönen Wohnaccessoires, seltenen Parfums, extravaganten Schmuckstücken und Büchern. Außerdem finden Shoppingfans auch Marken aus der Region wie Max Mara, Furla oder Sergio Rossi in diesem Kaufhaus, und die Läden von Prada, Gucci und Brunello Cucinelli in der eleganten Galleria Cavour sind nur wenige Minuten entfernt.
Backsteinpalast Loggia dei Mercanti und viele weitere historische Denkmäler
Ebenfalls nah und absolut sehenswert: Der imposante gotische Backsteinpalast Loggia dei Mercanti aus dem 14. Jahrhundert, in dem seit jeher die Handelsaktivitäten der Stadt geregelt werden. Im Tresor der Handelskammer befindet sich übrigens das goldene perfekte Maß für die Tagliatella. Sie muss genau acht Millimeter messen, den 12.270. Teil der Höhe des Torre degli Asinelli. Ebenfalls einen Besuch wert ist das anatomische Theater im ehemaligen Universitäts- Gebäude Archiginnasio – ein 1637 errichteter, holzvertäfelter Saal mit Kassetten-Decke, zahlreichen Holzstatuen, die berühmte Mediziner der Antike darstellen, einem Lehrer-Hochsitz mit Baldachin und einem Seziertisch aus weißem Marmor. Oder das zwischen 1109 und 1119 errichtete Turm-Duo Garisenda und Asinelli, übrig geblieben von über 100 Hochhäusern jener Zeit, die Bologna den Spitznamen Manhattan des Mittelalter bescherten.
Aperitivo in der Osteria del Sole, eine der ältesten seiner Art
Die heutigen Bewohner der mittelalterlichen Weltstadt treffen sich abends zum „aperitivo“. Offenbar taten sie das schon im 15. Jahrhundert, als die Osteria del Sole, die ältestes Osteria der Region, eröffnete. Nur ein kleines Schild mit der Aufschrift „vino“ verrät, dass es hier etwas zu trinken gibt – und die Menschen, die mit einem Glas vor dem Eingang stehen. Drinnen sitzen Geschäftsleute, junge Kreative mit Laptop, Künstler, Studenten und Senioren an langen Holztischen, vor sich eine Flasche des perlenden weißen Pignoletto-Weins aus den Hügeln um Bologna oder einen roten Lambrusco, der in der Gegend um Parma produziert wird. Insider haben Schafskäse aus dem Apennin und ein Stück Bologneser Crescenta (Fladenbrot) mitgebracht, denn in der Osteria del Sole gibt es nichts zu essen. Das gibt es anderswo. So findet man in den typischen Trattorien der Stadt nicht nur perfekt zubereitete Klassiker wie Tagliatelle al Ragù oder Cotoletta alla Bolognese, sondern in den Gassen reihen sich auch zahlreiche Pizzerien mit herrlicher Bio-Pizza und charmante Lokale aneinander, die trendiges Streetfood gegen den kleinen Hunger bereithalten.
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